Die Nachricht kam unerwartet, mitten im politischen Alltagsgeschäft. Robert Habeck wird nicht mehr für den nächsten Bundestag kandidieren. Der Vizekanzler und Wirtschaftsminister verkündete seinen Entschluss in einem Brief an seinen Wahlkreis in Schleswig-Holstein. Seine Begründung? So einfach wie ehrlich: Er wolle sich voll auf seine aktuellen Aufgaben konzentrieren.
Während ich die Reaktionen beobachte, fällt mir auf, wie ungewöhnlich dieser Schritt ist. Politiker klammern sich typischerweise an ihre Mandate. Habeck geht einen anderen Weg. «Politik ist kein Selbstzweck», schrieb er in seinem Brief. Diese Worte spiegeln einen Politiker wider, der trotz aller Kritik an seiner Person authentisch bleiben möchte.
Die Entscheidung fällt in eine Zeit großer Herausforderungen. Die Ampelkoalition kriselt, die Wirtschaft schwächelt. Vor zwei Jahren traf ich Habeck bei einer Veranstaltung zur Energiewende. Sein Enthusiasmus für die Transformation war greifbar, auch wenn die Umsetzung holpriger verlief als gedacht.
Parteifreundin Katharina Dröge betont: «Er wird gebraucht – für die großen Herausforderungen dieser Zeit und die Zukunft unseres Landes.» Sein Rückzug bedeutet keineswegs ein Ende seiner politischen Karriere. Im Gegenteil: Viele sehen darin eine Konzentration auf mögliche größere Aufgaben.
Was bleibt, ist das Bild eines Politikers, der gegen den Strom schwimmt. In Zeiten, wo politische Ämterhäufung normal ist, setzt Habeck ein Zeichen der Fokussierung. Vielleicht braucht unsere Politik genau solche unerwarteten Schritte.