Die kalten Novembertage bringen nicht nur die Weihnachtsmärkte, sondern auch hitzige politische Debatten. Eine davon hat Jens Spahn ausgelöst. Der CDU-Politiker überraschte kürzlich mit einer bemerkenswerten Aussage: «Die Vermögensverteilung in Deutschland ist ein Problem.» Ein Satz, der aufhorchen lässt – besonders aus konservativen Reihen.
Was treibt den ehemaligen Bundesgesundheitsminister zu dieser Kritik? Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Laut aktuellen Studien besitzen die oberen zehn Prozent der Deutschen etwa zwei Drittel des Gesamtvermögens. Die untere Hälfte muss sich mit nur drei Prozent begnügen. Diese Kluft wächst seit Jahren. «Wir müssen ehrlich darüber sprechen, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht», so Spahn in einem Interview mit der Welt.
Neulich erlebte ich selbst diese Realität, als ich durch verschiedene Stadtteile Berlins fuhr. Luxussanierte Altbauten neben Vierteln, wo Menschen Pfandflaschen sammeln. Der Soziologe Professor Steffen Mau von der Humboldt-Universität bestätigt: «Die Vermögensungleichheit untergräbt langfristig den gesellschaftlichen Zusammenhalt.»
Spahn fordert mehr steuerliche Entlastung für die Mittelschicht und bessere Aufstiegschancen durch Bildung. Seine Positionierung könnte die CDU wieder näher an soziale Themen heranführen. Interessant dabei: Die Forderung nach mehr Verteilungsgerechtigkeit kommt ausgerechnet von jemandem, der sonst eher wirtschaftsliberal argumentiert. Die Debatte zeigt, wie sich politische Fronten in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche neu sortieren.