In Hamburgs Krankenhäusern gehören sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch leider zum Alltag. Eine aktuelle Studie der Ärztekammer Hamburg zeigt, dass fast jede zweite Medizinerin bereits sexistische Erfahrungen am Arbeitsplatz gemacht hat. Besonders betroffen sind junge Ärztinnen und Pflegekräfte.
«Die Ergebnisse sind alarmierend, aber leider nicht überraschend», erklärt Dr. Pedram Emami, Präsident der Hamburger Ärztekammer. Die Untersuchung belegt, dass hierarchische Strukturen in Kliniken solches Verhalten begünstigen. Viele Betroffene schweigen aus Angst vor beruflichen Nachteilen. Besonders erschreckend: In 80 Prozent der Fälle kommen die Übergriffe von Vorgesetzten oder Kollegen.
Als ich letzte Woche die Notaufnahme des UKE besuchte, bestätigte eine Assistenzärztin flüsternd: «Wir sprechen kaum darüber, aber jede von uns kennt solche Situationen.» Die Stadt reagiert nun mit neuen Meldesystemen und Schulungen. Mehrere Kliniken haben bereits anonyme Beschwerdestellen eingerichtet.
Die Studie könnte einen wichtigen Wendepunkt markieren. Experten fordern eine grundlegende Kulturveränderung in medizinischen Einrichtungen. Was lange als «normal» galt, wird endlich beim Namen genannt. Für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten ist ein respektvolles Arbeitsklima unerlässlich – höchste Zeit, dass Hamburg hier vorangeht.