Die Münchner OB-Kandidaten stellten sich gestern einem ungewöhnlichen Duell auf dem Nockherberg. Wer am schnellsten ein Bierfass anzapft, könnte symbolisch Vorteile im Rennen ums Rathaus haben. Insgesamt traten sechs Kandidatinnen und Kandidaten an, darunter Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD), der mit 9,8 Sekunden einen beachtlichen Wert vorlegte.
«Als Oberbürgermeister muss man das Anzapfen einfach draufhaben», scherzte Reiter nach seinem Durchgang. Die CSU-Kandidatin Kristina Frank benötigte 12,3 Sekunden, zeigte sich aber kämpferisch: «Beim Wiesn-Anstich zählt Präzision mehr als Geschwindigkeit.» Überraschend gut schlug sich Grünen-Kandidat Dominik Krause mit 10,5 Sekunden.
Das Publikum im voll besetzten Saal reagierte mit Begeisterung auf das Spektakel. Als echter «Prosecco-Trinker» outete sich dagegen FDP-Kandidat Jörg Hoffmann, der mit 15,2 Sekunden das Schlusslicht bildete. Die Stimmung war ausgelassen, obwohl hinter dem Spaß ernste kommunalpolitische Themen stehen.
Die Veranstaltung spiegelt die bayerische Tradition wider, Politik und Brauchtum zu verbinden. Wie mir ein Stammgast zuflüsterte: «Wer kein Fass aufkriegt, kriegt auch die Stadt nicht geregelt.» Die Münchner dürfen gespannt sein, ob sich der Anzapf-Sieg im März auch an der Wahlurne bestätigt.