Die Berliner Rüstungsfirma TRION hat gestern den renommierten Berlinpreis der Wirtschaft erhalten. Die Verleihung im Roten Rathaus sorgte für kontroverse Reaktionen in der Hauptstadt. Laut einer aktuellen Umfrage der Handelskammer befürworten 57 Prozent der Berliner Unternehmer diese Entscheidung als Zeichen wirtschaftlicher Anerkennung.
«Verteidigungstechnologie ist seit dem Ukraine-Konflikt wieder ein legitimer Wirtschaftszweig geworden», erklärte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey bei der Preisverleihung. Die TRION GmbH, ansässig im Technologiepark Adlershof, entwickelt Kommunikationssysteme für Verteidigungszwecke und beschäftigt mittlerweile 280 Mitarbeiter. Bemerkenswert ist der Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung. Noch vor fünf Jahren hätte solch eine Preisverleihung wohl einen Proteststurm ausgelöst. Am Kudamm sieht man heute jedoch kaum noch Demonstranten.
Kritik kam dennoch von verschiedenen Seiten. «Ein Preis für ethisches Wirtschaften an einen Rüstungshersteller sendet falsche Signale», so die Sprecherin des Friedensforums Berlin. Der Wirtschaftsethiker Prof. Müller von der Humboldt-Universität betont: «Die Zeitenwende hat auch unsere moralischen Koordinaten verschoben.»
Die IHK plant nun eine öffentliche Diskussionsreihe zur Wirtschaftsethik im Rüstungssektor. Ob Berlin seine traditionelle Skepsis gegenüber der Verteidigungsindustrie tatsächlich ablegt, bleibt abzuwarten. Im Regierungsviertel munkelt man bereits über weitere Ansiedlungen von Rüstungsfirmen.