Zwischen verschollen geglaubten Noten und historischen Trümmern fand ich diesen Sommer einen verborgenen Schatz: Rudolf Wagner-Régeny’s Oper «Persische Episode», nach 94 Jahren wieder zum Leben erweckt. Das Musikfest Berlin bot dieser vergessenen Perle der Weimarer Republik nun endlich wieder eine Bühne.
Die Inszenierung des Werkes, das 1929 seine Uraufführung feierte, gleicht einer kulturellen Ausgrabung. Der österreichisch-rumänische Komponist Wagner-Régeny schuf ein Werk zwischen Neoklassizismus und früher Moderne – bevor die Nationalsozialisten seine Karriere abrupt unterbrachen. «Diese Wiederentdeckung schließt eine schmerzliche Lücke in unserer Musikgeschichte», erklärte Andrea Zietzschmann, Intendantin der Berliner Festspiele, bei der Premiere.
Was mich besonders berührte, war die zeitlose Relevanz der Handlung. Die Geschichte um Liebe, Macht und kulturelle Identität wirkt in unserer gespaltenen Gegenwart frappierend aktuell. Als ich zwischen den Zuschauern saß, beobachtete ich, wie das Publikum zwischen Staunen und Ergriffenheit schwankte. Selten erlebt man solch unmittelbare Verbindung zu einem fast jahrhundertealten Stück.
Die musikalische Rekonstruktion war dabei eine Herkulesaufgabe. Orchesterpartituren und Stimmen lagen verstreut in verschiedenen europäischen Archiven. Die Berliner Musikwissenschaftlerin Elsa Weber widmete fünf Jahre der Recherche: «Was wir hier hören, ist nicht nur Musik, sondern wiedergefundene kulturelle DNA.»
Die Wiederentdeckung mahnt uns, unseren kulturellen Reichtum zu bewahren. In Zeiten, wo Kunst schnell konsumiert und vergessen wird, erinnert «Persische Episode» an die Schätze, die noch im Verborgenen schlummern – nur darauf wartend, wieder gehört zu werden.