Der Brand, der Deutschland zum Stillstand brachte
Gestern erlebte ich auf dem Weg zur Redaktion das pure Chaos am Magdeburger Hauptbahnhof. Hunderte Reisende standen ratlos vor den Anzeigetafeln. Der Grund: Ein verheerender Brand im Stellwerk Magdeburg hatte den Bahnverkehr in weiten Teilen Deutschlands lahmgelegt. Die Deutsche Bahn bestätigte später, dass über 800 Verbindungen betroffen waren.
Das unscheinbare Technikgebäude an der Bahnstrecke wirkt auf den ersten Blick unbedeutend. Doch sein Innenleben steuert täglich hunderte Zugbewegungen. «Ein modernes Stellwerk enthält sensible Elektronik, die bei Brandschäden nicht einfach ausgetauscht werden kann», erklärte mir Bahnexperte Thomas Schulze am Telefon. «Die Reparatur wird voraussichtlich bis Mitte Oktober dauern.»
Die Folgen spürte ich hautnah auf meiner Zugfahrt nach Berlin. Statt der üblichen zwei Stunden brauchte ich fast fünf. Umleitungen über Dresden oder Stendal wurden zur Regel. Ein genervter Mitreisender aus Wolfsburg seufzte: «Das ist wie ein Schneechaos im Winter, nur ohne Schnee.»
Für mich zeigt dieser Vorfall die Verletzlichkeit unserer vernetzten Infrastruktur. Ein einzelnes Feuer kann das Reiseverhalten tausender Menschen durcheinanderwirbeln. Die Diskussion um den Zustand unserer Bahninfrastruktur wird sicher neu entfachen. Derweil planen viele Pendler bereits um. Meine Kollegin hat gestern kurzentschlossen eine Fahrgemeinschaft gegründet.