Article – Die grüne Bundestagsabgeordnete Misbah Khan hat am Donnerstag parlamentarische Geschichte geschrieben. Mit ihrem sechs Monate alten Baby auf dem Arm hielt sie eine Rede im Plenum des Deutschen Bundestags. Ein Novum in der 75-jährigen Geschichte des Parlaments, das bundesweit für Aufmerksamkeit sorgt.
«Ich möchte zeigen, dass Politik und Familie vereinbar sein müssen», erklärte Khan nach ihrer Rede. Die 34-jährige Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz sprach über Integrationspolitik, während ihr Sohn ruhig auf ihrem Arm verweilte. Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz genehmigte den Auftritt zuvor in einer pragmatischen Entscheidung.
Die Reaktionen fielen gemischt aus. Viele Kolleginnen und Kollegen applaudierten, andere kritisierten den Auftritt als «unangemessen». In sozialen Medien entbrannte eine lebhafte Debatte über Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier in Berlin zeigt sich, wie weit wir als Gesellschaft bei diesem Thema noch auseinander liegen.
Die Kinderbeauftragte des Bundestages, Ekin Deligöz, begrüßte den Vorstoß: «Wir brauchen mehr Sichtbarkeit für die Realität von Eltern.» Der Deutsche Bundestag hat zwar eine Kita, aber keine klaren Regelungen für Babys im Plenarsaal. In anderen Ländern wie Neuseeland oder Kanada gibt es bereits fortschrittlichere Modelle.
Die Debatte wird weitergehen. Doch Khan hat ein wichtiges Zeichen gesetzt: Politik muss für alle zugänglich sein – auch für Mütter mit kleinen Kindern.