In einer überraschenden Wendung hat der SPD-Kandidat Andreas Burmester die Stichwahl um das Kölner Oberbürgermeisteramt gewonnen. Der 52-jährige setzte sich mit 51,2 Prozent der Stimmen gegen seine CDU-Konkurrentin Henriette Reker durch, die seit 2015 das Amt innehatte. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 38,4 Prozent – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zur letzten OB-Wahl.
Burmester, bisher als Dezernent für Soziales tätig, übernimmt in schwierigen Zeiten. «Köln braucht jetzt einen Neuanfang in der Wohnungspolitik und beim öffentlichen Nahverkehr», erklärte er gestern Abend vor jubelnden Anhängern im Historischen Rathaus. Die Probleme sind vielfältig: Eine angespannte Haushaltslage, steigende Mieten und die stockende Verkehrswende belasten die Millionenstadt. Der Kölner Mieterverein spricht von einem «Hoffnungsschimmer für bezahlbares Wohnen», während die Industrie- und Handelskammer mahnt, Wirtschaftsinteressen nicht zu vergessen.
Als ich gestern durch Ehrenfeld lief, war die Stimmung spürbar: Viele Kölner wünschen sich frischen Wind. Burmester verspricht mehr Bürgerbeteiligung und einen «kooperativen Führungsstil». Seine ersten Amtshandlungen werden zeigen, ob er die gespaltene Stadtgesellschaft einen kann. Der Amtswechsel erfolgt in vier Wochen – dann muss der neue OB beweisen, dass er mehr ist als ein Überraschungssieger.