Beim Spazieren durch Bremen fiel mir letzte Woche eine ungewöhnliche Ausstellung auf. «Queer durch die Zeiten» heißt sie und zeigt Bremens bewegte queere Geschichte seit den 1970er Jahren. In den Räumen der Kulturwerkstatt Westend werden Zeitdokumente, Plakate und Fotos präsentiert, die von mutigen Menschen und ihrem Kampf um Anerkennung erzählen.
Was mich besonders berührte: Die Sammlung von Protestbannern aus den 80ern, als queere Menschen in Bremen noch massiv diskriminiert wurden. Der Paragraph 175, der homosexuelle Handlungen unter Männern unter Strafe stellte, wurde erst 1994 vollständig abgeschafft. Viele der älteren Besucher nickten wissend, als ich mit ihnen ins Gespräch kam. «Wir haben auf den Straßen gekämpft, damit die junge Generation heute freier leben kann», erzählte mir Dieter Behrens, ein Aktivist der ersten Stunde.
Die Ausstellung dokumentiert auch die erste Christopher Street Day Demonstration in Bremen 1980, bei der gerade einmal 100 Menschen teilnahmen. Zum Vergleich: 2023 waren es über 10.000. Mich erinnerte das an meine ersten Berichte über queere Veranstaltungen vor zwanzig Jahren – damals noch am Rande der Kulturberichterstattung, heute selbstverständlicher Teil unserer Stadtkultur.
Die Geschichte queerer Kämpfe ist auch eine Geschichte unserer Demokratie. Wie sehr hat sich Bremen verändert, seit queere Menschen ihre Rechte einfordern! Die Ausstellung lädt uns ein, genauer hinzuschauen: Wieviel Vielfalt leben wir heute wirklich? Eine Frage, die mich noch lange beschäftigte, während ich durch den herbstlichen Bürgerpark nach Hause lief.