Die Wartezeit beim Arzt – ein Geduldsspiel, das bald weniger frustrierend werden könnte. Seit Wochen beobachte ich, wie überfüllte Wartezimmer unsere Geduld auf die Probe stellen. Nun planen die gesetzlichen Krankenkassen eine digitale Revolution: eine App-basierte Ersteinschätzung, die uns schneller zum richtigen Arzt bringen soll.
Die Idee ist bestechend einfach. Bevor man einen Termin vereinbart, beantwortet man in einer App Fragen zu seinen Symptomen. Ein intelligenter Algorithmus analysiert diese und leitet uns zum passenden Facharzt oder zur Notaufnahme. «Wir wollen, dass Patienten mit dringenden Beschwerden schneller versorgt werden», erklärt Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes. Bei weniger dringenden Anliegen könnte man auf Telemedizin oder spätere Termine verwiesen werden.
Letzte Woche erlebte ich selbst das Chaos im Gesundheitssystem, als meine Nachbarin mit Schwindel stundenlang in der Notaufnahme wartete – obwohl sie eigentlich beim Hausarzt besser aufgehoben gewesen wäre. Die neue digitale Ersteinschätzung könnte solche Fehlentscheidungen reduzieren und das System entlasten. Die Testphase beginnt bereits nächstes Jahr, 2025 soll das System dann flächendeckend verfügbar sein.
Wir stehen vor einem Wendepunkt im deutschen Gesundheitswesen. Die digitale Ersteinschätzung könnte tatsächlich die Wartezeiten verkürzen – vorausgesetzt, die Menschen nehmen das Angebot an. Bleibt die Frage: Vertrauen wir künftig einer App, bevor wir zum Arzt gehen? Manchmal ist der technologische Fortschritt eben auch eine Vertrauensfrage.