Der Herbst färbt die Blätter, während in den Büros der Krankenkassen die Taschenrechner glühen. Die jährliche Frage nach den Beiträgen für 2024 beschäftigt nicht nur Millionen Versicherte, sondern auch Gesundheitsexperten. Besonders der Zusatzbeitrag steht im Fokus – jener individuell von den Kassen festgelegte Prozentsatz, der die Grundversorgung ergänzt.
Die Signale aus der Gesundheitsbranche klingen alarmierend. Bereits im Sommer prognostizierte der GKV-Spitzenverband ein Defizit von 3,5 Milliarden Euro für das kommende Jahr. Verschiedene Faktoren treiben die Kosten: steigende Medikamentenpreise, neue Behandlungsmethoden und die demografische Entwicklung. Bei vielen Kassen scheint eine Erhöhung unausweichlich.
«Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung ist äußerst angespannt«, erklärt Gesundheitsökonom Prof. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen. «Ein Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte erscheint realistisch.»
Die Unterschiede zwischen den Kassen könnten dabei wachsen. Während einige Versicherungen mit Rücklagen noch gegensteuern können, müssen andere möglicherweise kräftiger erhöhen. Erst letzte Woche erfuhr ich im Gespräch mit meiner Nachbarin, dass ihre mittelgroße Krankenkasse bereits eine Beitragsanpassung angekündigt hat.
Der Bundesgesundheitsminister verweist auf seine Reformen zur Kostendämpfung, doch Experten bezweifeln deren ausreichende Wirkung. In der aktuellen Wirtschaftslage trifft jede Mehrbelastung die Versicherten empfindlich. Die große Frage bleibt: Wann ist der Punkt erreicht, an dem unser solidarisches Gesundheitssystem grundlegend neu gedacht werden muss?