Der kalte Wind der Taliban weht bis nach Deutschland. Seit letzter Woche haben die Islamisten Zugriff auf das afghanische Generalkonsulat in Bonn. Ein diplomatischer Albtraum mit potenziell gefährlichen Folgen für viele Menschen.
Die Übernahme erfolgte ohne Gegenwehr. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass die Taliban-Regierung nun offiziell die konsularischen Vertretungen Afghanistans in Deutschland kontrolliert. Was besonders beunruhigt: Die neuen Machthaber haben damit Zugang zu sensiblen Daten von Tausenden Afghanen, die in Deutschland Schutz suchen.
«Die Risiken waren den Verantwortlichen in Berlin durchaus bekannt», erklärt der Grünen-Politiker Jürgen Trittin gegenüber der Frankfurter Rundschau. Dennoch konnte die Übernahme nicht verhindert werden. Ich erinnere mich an Gespräche mit afghanischen Geflüchteten vor wenigen Monaten, die genau dieses Szenario fürchteten.
Besonders problematisch: In den Konsulaten lagern umfangreiche Informationen über Personen, die vor den Taliban geflohen sind. Angehörige in Afghanistan könnten nun Ziel von Repressalien werden. Die deutschen Behörden versichern zwar, sie würden keine Abschiebungen nach Afghanistan durchführen. Doch die Angst unter hier lebenden Afghanen wächst.
Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Warum reagierte Deutschland so spät? Welchen Preis hat die fehlende diplomatische Anerkennung der Taliban-Regierung? Während politische Antworten ausstehen, bleibt für viele Menschen vor allem eines: Unsicherheit in der vermeintlichen Sicherheit.