Als ich gestern durch die U-Bahn ging, fiel mir die Vielzahl unterschiedlicher Gesichter auf. Friedrich Merz› Aussage zum Stadtbild war plötzlich nicht mehr nur eine Nachricht, sondern greifbare Realität um mich herum. Seine Bemerkung über «kleine Paschas» und Menschen, die «nicht richtig Deutsch sprechen», hat eine überraschende Resonanz gefunden – selbst bei politischen Gegnern.
Die jüngste INSA-Umfrage zeigt Erstaunliches: Fast die Hälfte der SPD-Anhänger stimmt Merz› Aussagen zum Stadtbild zu. Konkret sind es 49 Prozent, die seine Beobachtungen teilen. Bei den Grünen-Wählern liegt die Zustimmung immerhin bei 29 Prozent. Bundesweit unterstützen 60 Prozent der Befragten seine Äußerungen. «Wir müssen über Alltagserfahrungen ehrlich sprechen können», sagte Merz selbst dazu im ZDF. Die Zahlen zeigen eine Kluft zwischen Parteilinien und tatsächlicher Meinungsvielfalt in der Bevölkerung.
Bei einem Kaffee mit meiner Kollegin Fatma diskutierten wir hitzig. Sie empfand Merz› Worte als verletzend, während mein Nachbar Stefan sie als «endlich mal Klartext» bezeichnete. Diese Gegensätze begegnen mir täglich. Die Umfrage der Welt am Sonntag verdeutlicht, wie komplex unsere Gesellschaft auf solche Aussagen reagiert.
Was bedeutet diese parteiübergreifende Zustimmung? Vielleicht spiegelt sie wider, dass Menschen ihre Alltagserfahrungen bestätigt sehen wollen. Die Debatte zeigt jedenfalls: Zwischen politischen Lagern und persönlichen Überzeugungen liegen oft Welten – und manchmal überraschend wenig.