Die Schwarzwälder Kuckucksuhr kämpft um ihren Platz im deutschen Kulturerbe. Was für viele nur ein nostalgisches Souvenir ist, bedeutet für die Region eine jahrhundertealte Handwerkstradition. Bei meinem letzten Besuch im Schwarzwald spürte ich diese besondere Verbindung zwischen Identität und Handwerk. Die Menschen dort leben mit dem charakteristischen «Kuckuck»-Ruf, der aus vielen Wohnzimmern schallt.
Seit dem 18. Jahrhundert prägt die Uhrmacherkunst die Region. Heute existieren noch etwa 20 traditionelle Hersteller, die das alte Handwerk pflegen. «Die Kuckucksuhr ist nicht nur ein Zeitmesser, sondern ein lebendiges Stück Schwarzwälder Seele», erklärte mir Berthold Welte vom Verein Schwarzwälder Uhrmacher. Die aufwendig geschnitzten Holzgehäuse mit Tannenzapfen, Jagdmotiven und dem mechanischen Kuckuck faszinieren weltweit.
Was mich besonders berührt: In Zeiten digitaler Zeitanzeigen investieren Familienbetriebe weiterhin in die mechanische Tradition. Eine ältere Uhrmacherin zeigte mir stolz ihr Werkzeug – «manches davon hat schon mein Großvater benutzt.» Der Verein Schwarzwälder Uhrmacher beantragt nun die Aufnahme ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes bei der Deutschen UNESCO-Kommission.
Die Kuckucksuhr steht für mehr als Nostalgie. Sie verkörpert regionale Identität und handwerkliches Können in einer schnelllebigen Welt. Ob sie offizielles Kulturerbe wird, entscheidet sich 2025. Für den Schwarzwald ist sie es längst.