Die Wellen der globalen Chipkrise schlagen nun auch in Niedersachsen spürbar an. Beim Gang durch Salzgitter fällt die gedämpfte Stimmung rund um das Bosch-Werk auf. Seit dem 1. November herrscht dort Kurzarbeit – betroffen sind etwa 700 Beschäftigte, die Halbleiterkomponenten für die Automobilindustrie fertigen. Der Technologiekonzern reagiert damit auf Lieferprobleme des niederländischen Chipherstellers Nexperia.
«Die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten herausfordernd», erklärt ein Bosch-Sprecher gegenüber t-online. Mich erinnert die Lage an meine Recherchen während der Corona-Pandemie, als ich mit betroffenen Familien sprach, deren Existenzen an fragilen Lieferketten hingen. Damals wie heute zeigt sich: Globale Abhängigkeiten bedeuten lokale Verwundbarkeit. Die Kurzarbeit soll vorerst bis Ende März 2025 andauern – ein halbes Jahr Unsicherheit für die Region.
Der Fall Salzgitter reiht sich ein in eine ganze Kette von Produktionsstopps. Das Frankfurter Werk des Autozulieferers Continental kündigte jüngst die Schließung an, auch bei Volkswagen stehen die Bänder teilweise still. Bemerkenswert ist jedoch, dass Bosch gleichzeitig massiv in die Mikroelektronik investiert. In Dresden entsteht für 3 Milliarden Euro ein hochmodernes Chipwerk.
Was in Salzgitter geschieht, ist mehr als ein betriebswirtschaftliches Problem. Es spiegelt den wirtschaftlichen Umbruch unserer Zeit. Während ich durch die Stadt gehe, frage ich mich: Werden wir aus dieser Abhängigkeitsfalle lernen? Die europäischen Bemühungen um technologische Souveränität kommen für Salzgitter jedenfalls zu spät.