Im verschlafenen Nottuln wurden heute Morgen Anwohner von Polizeisirenen aus dem Schlaf gerissen. Das idyllische Ortsbild wich dem Ernst einer Anti-Terror-Operation. Ermittler durchsuchten eine Wohnung wegen des Verdachts auf Verbreitung von IS-Propaganda im Internet.
Die Durchsuchung erfolgte auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Münster. Ein 21-jähriger Mann steht im Fokus der Ermittlungen. Er soll über soziale Netzwerke gezielt terroristische Inhalte geteilt haben. «Radikalisierung findet heute nicht mehr primär in Hinterzimmern statt, sondern im digitalen Raum«, erklärt Terrorismusexperte Prof. Neumann vom King’s College London. Mir selbst fiel bei Recherchen zum Thema auf, wie leicht zugänglich extremistische Inhalte trotz aller Bemühungen der Plattformbetreiber noch immer sind.
Die Polizei stellte mehrere elektronische Geräte sicher. Beamte in Zivil transportierten Computer und Smartphones ab. Die Auswertung wird nun Wochen dauern. Festnahmen gab es nicht. In Nottuln zeigen sich Nachbarn überrascht. «Er war immer höflich, grüßte freundlich», berichtete eine ältere Dame aus dem Haus.
Die Zahl solcher Durchsuchungen nimmt deutschlandweit zu. Die Sicherheitsbehörden verzeichnen einen Anstieg bei Online-Radikalisierung. Das Internet wird zum Schlachtfeld der Ideen. Während wir uns über Katzenvideos amüsieren, entsteht nebenan manchmal eine gefährliche Parallelwelt.