Die Stimmung in Baden-Baden ist angespannt. Unser Oberbürgermeister Dietmar Späth steht im Zentrum eines Skandals, der die Kurstadt erschüttert. Nach einem Autounfall mit 1,82 Promille Alkohol im Blut wachsen die Zweifel an seiner Amtsfähigkeit.
«Ich bedauere zutiefst, was passiert ist», erklärte Späth in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Worte wirken formell, während die Stadt brodelt. Zwischen Lichtentaler Allee und Kurhaus diskutieren die Menschen lebhaft. Einige fordern seinen Rücktritt, andere plädieren für eine zweite Chance.
Der Gemeinderat hat nun einen Antrag auf Dienstunfähigkeit gestellt. Ein drastischer Schritt, der selten in der Kommunalpolitik vorkommt. Das Regierungspräsidium Karlsruhe muss jetzt entscheiden. Die rechtlichen Hürden sind hoch, wie Experten betonen.
Gestern stand ich vor dem Rathaus. Eine ältere Dame sprach mich an. «Wissen Sie, niemand ist fehlerfrei», sagte sie nachdenklich. «Aber in seiner Position wiegt jeder Fehltritt doppelt schwer.» Ihre Worte blieben haften.
Die Kurstadt verdient Stabilität. Doch die aktuelle Situation wirft tiefere Fragen auf: Wie viel Menschlichkeit erlauben wir unseren Amtsträgern? Und wann ist der Punkt erreicht, an dem persönliches Fehlverhalten mit öffentlicher Verantwortung unvereinbar wird? Baden-Baden hält den Atem an. Die Entscheidung des Regierungspräsidiums wird richtungsweisend sein.