In Neukölln entfacht eine neue Debatte um den Umgang mit islamistischen Strukturen. Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) fordert konsequenteres Handeln gegen religiösen Extremismus. Diese Haltung wird nun von der Neuköllner Integrationsbeauftragten Güner Balci unterstützt, die Teile der eigenen Partei kritisiert. Etwa 35 Prozent der Neuköllner haben Migrationshintergrund, darunter viele muslimischen Glaubens.
„Teile der SPD wollen nicht, dass islamistische Strukturen bekämpft werden», erklärt Balci im Interview. Sie beschreibt eine Realitätsverweigerung in linken Kreisen, die Probleme mit religiösem Extremismus aus falsch verstandener Toleranz ignorieren. Bezirksbürgermeister Hikel hatte bereits vor Wochen Alarm geschlagen und mehr Maßnahmen gegen islamistische Einflüsse gefordert. Die Debatte spaltet die Berliner SPD. Während der konservative Flügel Hikels Kurs unterstützt, warnen linke Parteimitglieder vor Stigmatisierung.
Der Neuköllner Bezirksverordnete Ahmed Abed warf Hikel gar „rechtspopulistische Rhetorik» vor. Bei meinen Gesprächen mit Anwohnern spüre ich große Verunsicherung. Viele muslimische Familien fühlen sich zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt, andere begrüßen das Vorgehen gegen extremistische Einflüsse.
Die Kontroverse wird den Bezirk weiter beschäftigen. Hikel plant einen „Aktionsplan gegen Islamismus«, der im Frühjahr vorgestellt werden soll. Balci betont: „Wir müssen den demokratischen Islam stärken und gleichzeitig klare Grenzen setzen.» Die Debatte zeigt, wie schwierig der Spagat zwischen Religionsfreiheit und Extremismusbekämpfung bleibt.