In Neukölln herrscht politische Unruhe. Martin Hikel, der amtierende Bezirksbürgermeister, hat überraschend seinen Rückzug von der SPD-Kandidatur für die kommende Wahl bekannt gegeben. Seit 2018 prägt er die Politik des Berliner Problembezirks, in dem über 330.000 Menschen mit mehr als 160 Nationalitäten leben.
„Es war eine intensive und erfüllende Zeit, aber nun ist der richtige Moment gekommen, um Platz für neue Impulse zu machen», erklärte Hikel gestern vor Parteimitgliedern. Der 37-jährige Sozialdemokrat hatte besonders mit seinem Einsatz für Bildungsgerechtigkeit und gegen Clan-Kriminalität Aufmerksamkeit erregt. Während seiner Amtszeit gelang es ihm, 13 neue Schulen anzustoßen und das Quartiersmanagement zu stärken.
Bezirksverordnete zeigen sich überrascht. „Hikel hat Neukölln durch schwierige Zeiten geführt und wichtige Projekte vorangebracht», betont Franziska Giffey, ehemalige Neuköllner Bürgermeisterin. Wer seine Nachfolge antreten wird, bleibt offen. Der Bezirksvorstand der SPD will in den kommenden Wochen einen neuen Kandidaten präsentieren.
Die Neuköllner reagieren gespalten. Während manche seinen konsequenten Kurs gegen organisierte Kriminalität schätzten, kritisierten andere seine Haltung in Gentrifizierungsfragen. Spürbar ist auf den Straßen rund um die Sonnenallee eine gewisse Unsicherheit. Wie sich die politische Landschaft in Neukölln nun entwickelt, wird nicht nur den Bezirk, sondern ganz Berlin beschäftigen.