Article – Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union fand Friedrich Merz erwartungsgemäß ein Heimspiel. Der Saal tobte, als er Kanzler Olaf Scholz scharf kritisierte. «Dieser Kanzler ist eine Enttäuschung für Deutschland», rief Merz unter tosendem Applaus. Die jungen Konservativen feierten ihren Parteichef wie einen Popstar.
Doch hinter den Kulissen brodelt es. Bei der Rentenpolitik liegen die JU und Merz überraschend weit auseinander. Während die Nachwuchsorganisation eine grundlegende Reform mit höherem Renteneintrittsalter fordert, bleibt Merz vage. «Wir müssen Lösungen finden, die mehrheitsfähig sind», sagte er ausweichend im Gespräch mit dem SPIEGEL. Die Jugendorganisation will dagegen Klartext: Das Renteneintrittsalter müsse an die Lebenserwartung gekoppelt werden.
Johannes Winkel, der JU-Vorsitzende, bringt es auf den Punkt: «Die Jüngeren müssen die Zeche für eine Politik zahlen, die nicht nachhaltig ist.» Ich beobachte diese Dynamik seit Jahren. Bei einer Veranstaltung in München erlebte ich kürzlich, wie emotional junge CDU-Mitglieder über die Generationengerechtigkeit diskutierten. Für sie ist das kein abstraktes Problem, sondern existenziell.
Die Spannung zwischen Jubel für den Oppositionsführer und inhaltlichem Dissens zeigt das Dilemma der Union. Sie will regierungsfähig erscheinen und gleichzeitig ihre junge Basis nicht verprellen. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob Merz diesen Spagat meistert. Die Junge Union wird ihm den Konflikt jedenfalls nicht ersparen.