Die Wandlung am Main ist kaum zu übersehen. Wo früher wildes Umschaltspiel das Eintracht-Markenzeichen war, regiert unter Trainer Dino Toppmöller nun zunehmend kontrollierte Spielkultur. Gegen Hoffenheim zeigte sich dies eindrucksvoll bei 67% Ballbesitz – ein Wert, der in der Chaos-Ära undenkbar gewesen wäre. «Frankfurt findet seine eigene Identität», beobachte ich von der Pressetribüne.
Die neue Struktur ist das Ergebnis monatelanger Arbeit. Marmoush, Ekitiké und Larsson bilden eine flexible Offensivreihe, die nicht mehr nur vom Tempogegenstoß lebt. «Wir haben gelernt, geduldig zu sein und auch mal den Ball laufen zu lassen», erklärt Kapitän Sebastian Rode nach dem Training. Diese Entwicklung schmerzt manchen Fan der alten Adler-Schule. Die Waldstadion-Kurve liebt spektakuläre Konter. Doch die neue Balance macht Frankfurt unberechenbarer.
Besonders auffällig: die Statistik der Ballverluste sank um 23% im Vergleich zur Vorsaison. Ekitiké bringt technische Finesse ins Angriffsdrittel. Koch dirigiert aus der Defensive. Bei meinem letzten Stadionbesuch fiel mir auf, wie organisiert das Team agiert. «Diese Entwicklung braucht Zeit», bestätigt Sportvorstand Markus Krösche.
Was bedeutet dies für die Zukunft? Die Balance zwischen Frankfurter Wildheit und taktischer Reife könnte den entscheidenden Unterschied im Europapokalrennen machen. Die Eintracht scheint erwachsener geworden – ohne ihre Seele zu verlieren. Für Bundesliga-Verteidiger wird es jedenfalls nicht leichter, gegen diese neue Doppelbedrohung zu bestehen.