Der Moment, als die Erde nachgab, bleibt unvergesslich. Eine Radfahrerin auf dem Ostseeküstenradweg erlebte gestern einen Schock, als plötzlich Teile der Steilküste neben ihr abbrachen. Die Frau stürzte und wurde leicht verletzt, während tonnenschwere Erdmassen in die Tiefe donnerten. Ein Naturereignis, das uns die Kraft der Küstenlandschaft vor Augen führt und zugleich mahnt.
Die Steilküsten der Ostsee sind beeindruckende Naturdenkmäler, aber auch unberechenbare Gefahrenzonen. Besonders nach den regenreichen Wochen dieses Frühjahrs haben sich die Abbruchrisiken deutlich erhöht. «Die Erosion an den Steilküsten ist ein natürlicher Prozess, der sich durch Wetterextreme verstärkt», erklärt Dr. Mareike Lohmann vom Küstenschutzamt Mecklenburg-Vorpommern. Die durchnässten Böden verlieren an Stabilität. Die Folge: Immer wieder brechen Teile der majestätischen Küstenformationen ins Meer. Erst letzten Sommer stand ich selbst am Rand einer solchen Abbruchkante. Die Schönheit der Aussicht ließ mich kurz vergessen, auf welch fragwürdigen Grund ich mich begeben hatte. Ein Fischer warnte mich damals: «Bleiben Sie hinter den Absperrungen, Frau Schmidt. Der Boden gibt keine Vorwarnung.»
Nach diesem erneuten Vorfall verstärken die Behörden ihre Warnungen. Die Sperrungen und Hinweisschilder sind keine Schikane, sondern lebenswichtige Schutzmaßnahmen. Das Risiko eines Abbruchs besteht das ganze Jahr, nimmt jedoch nach Frostperioden und Starkregen deutlich zu. Die Natur folgt ihren eigenen Regeln – wir sollten sie mit Respekt und Vorsicht genießen.