Der traurige Fall in Bochum beschäftigt mich noch immer. Ein zwölfjähriges gehörloses Mädchen wurde von Polizisten angeschossen – und nun erfahren wir: Es gibt keine Bodycam-Aufnahmen des Vorfalls. Die Polizisten hatten ihre Kameras nicht aktiviert. Eine vertane Chance für Transparenz in einem Fall, der so viele Fragen aufwirft.
Die Polizei war wegen eines mutmaßlichen Messers alarmiert worden. Das Mädchen, das nicht hören konnte, reagierte verständlicherweise nicht auf die Anweisungen der Beamten. «Dieser tragische Vorfall zeigt einmal mehr, wie wichtig eine angemessene Ausbildung im Umgang mit Menschen mit Behinderungen ist», erklärt Andrea Schön vom Gehörlosenverband. Die Familie des Mädchens ist erschüttert. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer gehörlosen Bekannten, die mir einmal von ihrer Angst vor Missverständnissen mit Behörden erzählte. Wie muss es für dieses Kind gewesen sein, plötzlich von Uniformierten umringt zu werden, ohne zu verstehen, was sie wollen?
Bodycams könnten in solchen Situationen Klarheit schaffen – für alle Beteiligten. Doch nur wenn sie auch eingeschaltet werden. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den Umgang unserer Gesellschaft mit Menschen mit Behinderungen. Er mahnt uns, genauer hinzusehen und besser zuzuhören. Auch und gerade dann, wenn jemand nicht auf die gewohnte Weise kommunizieren kann.