Der Spätsommertag, an dem 1800 Menschen ihre berufliche Zukunft unsicher wurde, begann wie jeder andere. Die Allianz verkündete ihren Plan: Bis 2026 werden zahlreiche Callcenter-Mitarbeiter durch künstliche Intelligenz ersetzt. Die Nachricht traf den Zeitgeist einer Gesellschaft, die zwischen technologischem Fortschritt und sozialer Verantwortung ringt.
In den betroffenen Standorten in Berlin, Leipzig, Hamburg und Stuttgart herrscht Verunsicherung. «Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt fundamental», erklärte Allianz-Deutschland-Chef Klaus-Peter Röhler. Der Konzern spricht von «natürlicher Fluktuation» und «sozialverträglichen Maßnahmen» bei den Stellenstreichungen. Gleichzeitig entstehen neue Positionen im KI-Bereich – allerdings deutlich weniger als wegfallen.
Vergangene Woche erlebte ich selbst einen Kundenservice-Anruf, der von einer KI beantwortet wurde. Die Stimme klang täuschend menschlich. Nur bei komplexeren Nachfragen offenbarten sich die Grenzen. Die KI-Systeme lernen jedoch täglich dazu und werden immer leistungsfähiger.
Die Gewerkschaft ver.di kritisiert das Vorgehen scharf. «Menschen brauchen verlässliche Perspektiven, nicht nur Algorithmen», sagte ein Sprecher. Der Fall Allianz steht exemplarisch für einen Wandel, der viele Dienstleistungsbereiche erfasst. Was heute die Versicherung ist, könnte morgen die Bank oder der Einzelhandel sein. Die Frage bleibt: Wie gestalten wir eine Zukunft, in der technologischer Fortschritt und menschliche Arbeitswürde nicht im Widerspruch stehen?