Die Sommerhitze in Berlin kann kaum mit der Atmosphäre in den Verhandlungsräumen mithalten. Dort ringen Politiker seit Wochen um die Zukunft unserer Altersvorsorge. Beobachte ich die angespannten Gesichter der Beteiligten beim Verlassen des Kanzleramts, wird klar: Bei der Rentenreform 2024 steht viel auf dem Spiel.
Der demografische Wandel stellt unser Rentensystem vor eine Zerreißprobe. Immer weniger Beitragszahler müssen für immer mehr Rentner aufkommen. «Wir können nicht länger die Augen vor der Realität verschließen», betonte Arbeitsminister Hubertus Heil kürzlich bei einer Pressekonferenz. «Das Rentenniveau zu stabilisieren und gleichzeitig die jüngere Generation nicht zu überfordern – das ist der Balanceakt, den wir meistern müssen.«
Die Vorschläge auf dem Tisch sind vielfältig und kontrovers. Eine moderate Anhebung des Renteneintrittsalters, Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge, neue Anreize für private Vorsorge. Als ich letzte Woche mit meiner 68-jährigen Nachbarin sprach, wurde die Diskrepanz der Interessen greifbar. «Nach 45 Arbeitsjahren habe ich mir meine Rente verdient», sagte sie entschieden. Ihre Enkelin, frisch im Berufsleben, sorgt sich dagegen um steigende Beiträge.
Besonders umstritten bleibt die Aktienrente. Finanzminister Christian Lindner sieht darin einen «notwendigen Paradigmenwechsel». Die Opposition warnt vor Risiken an den Kapitalmärkten. In Cafés und an Stammtischen höre ich immer häufiger Diskussionen über dieses Thema.
Die Entscheidungen von heute werden unsere Gesellschaft für Jahrzehnte prägen. Eine gerechte Lastenverteilung zwischen den Generationen scheint der Schlüssel. Als ich die verhärteten Fronten in der politischen Debatte betrachte, frage ich mich: Ist der notwendige Kompromiss noch möglich? Die Uhr tickt – für uns alle.