Am Sonntag beim Niederrheinpokal-Halbfinale präsentierten die Ultras des MSV Duisburg eine provokante Choreografie gegen Rot-Weiss Essen. Mit ironischen Plakaten nahmen sie die RWE-Aktion «Hafenstraße für Toleranz» aufs Korn, die nach Sexismus-Vorwürfen gegen Essener Fans gestartet wurde. «Toleranz ist wichtig – manchmal. Zum Beispiel wenn’s die Medien fordern», war auf einem der Banner zu lesen.
Die Duisburger spielten damit auf Vorfälle beim Auswärtsspiel von RWE in Aue an, wo Essener Anhänger durch sexistische Gesänge auffielen. Essens Kampagne sollte ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen. Die MSV-Ultras kritisierten dies als oberflächlich: «Der moderne Fan ist wie der Verein – nach außen politisch korrekt, intern ohne Werte«, lautete ein weiterer Spruch in der Choreografie.
Die Rivalität zwischen den Ruhrpottvereinen ist traditionell intensiv. «Die Zebras haben damit ein heikles Thema aufgegriffen und bewusst provoziert», erklärt Fanforscher Jonas Gabler. Die Essener Vereinsführung reagierte zurückhaltend. «Wir konzentrieren uns auf unsere eigenen Werte», so ein RWE-Sprecher. Im Stadion reagierten die mitgereisten Essener Fans mit Pfiffen und Gegengesängen.
Die Aktion zeigt, wie tief die Gräben zwischen den Fanszenen sind. Während RWE an seiner Toleranz-Kampagne festhält, nutzt die Duisburger Ultraszene jede Gelegenheit zur Provokation. Die Frage bleibt: Braucht der Fußball mehr ernsthafte Auseinandersetzung mit seinen Schattenseiten oder verstärken solche Aktionen nur die Feindbilder?