Im scharfen Herbstlicht wirkt die Entscheidung des Verbands der Familienunternehmer geradezu symbolisch. Nach heftigen internen Debatten folgte die Kehrtwende bei der umstrittenen AfD-Einladung. Was zunächst als normaler Dialog im politischen Spektrum gedacht war, entwickelte sich zum Brandherd gesellschaftlicher Grundsatzfragen.
Die Kritik kam aus allen Richtungen. «Wir können nicht mit Parteien zusammenarbeiten, die unsere demokratischen Grundwerte in Frage stellen», erklärt Marie Hoffmann, Vorstandsmitglied eines mittelständischen Unternehmens aus Baden-Württemberg. Der Verband selbst betont nun, dass die AfD aufgrund ihrer extremistischen Tendenzen nicht zur geplanten Veranstaltungsreihe eingeladen wird. Ein bemerkenswerter Schritt, der die roten Linien im wirtschaftspolitischen Diskurs neu definiert.
Vor zwei Wochen saß ich bei einem Netzwerktreffen regionaler Unternehmer. Schon damals spürte man die Unruhe. «Man muss doch mit allen reden können», meinte ein Kollege. Die Antwort eines anderen blieb mir im Gedächtnis: «Nicht, wenn demokratische Grundwerte zur Verhandlungssache werden.»
Die Entscheidung der Familienunternehmer zeigt die schwierige Balance zwischen Dialogbereitschaft und demokratischer Selbstbehauptung. In Zeiten politischer Polarisierung definiert jede Institution ihre Grenzen neu. Was gestern noch als neutraler Austausch galt, wird heute zum politischen Statement. Der Fall macht deutlich: Die Wirtschaft kann sich der gesellschaftlichen Verantwortung nicht entziehen.