Der Wind scheint sich zu drehen in der Brüsseler Politik. Was noch vor Monaten als unumstößlich galt, steht heute auf wackligen Beinen. Das Verbrenner-Aus ab 2035 könnte gelockert werden. Die Stimmung unter den Autobauern ist angespannt, aber auch hoffnungsvoll.
Zwischen den Zeilen der jüngsten EU-Statements lässt sich eine neue Offenheit erkennen. «Wir müssen alle technologischen Optionen in Betracht ziehen», erklärte mir Kommissar Thierry Breton letzte Woche beim Industriegipfel. Es geht nicht mehr nur um batterieelektrische Fahrzeuge. Auch E-Fuels und Wasserstofftechnologien rücken wieder ins Zentrum. Deutschland hatte sich mit seiner Blockadehaltung offenbar durchgesetzt. Italien und andere Länder ziehen mit. Die Autoindustrie atmet vorsichtig auf.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Ingenieur aus Stuttgart im vergangenen Herbst. «Wir brauchen mehr Zeit und Flexibilität», sagte er. «Die Transformation ist richtig, aber das Tempo überfordert manche Regionen.» Besonders mittelständische Zulieferer kämpfen mit der radikalen Umstellung. Hier steht mehr auf dem Spiel als nur Antriebstechnologien – es geht um Arbeitsplätze und regionale Wirtschaftskraft.
Die Debatte spiegelt unser gesellschaftliches Dilemma wider: Klimaschutz ist dringend, aber der Weg dorthin komplexer als gedacht. Was heute als Aufweichung kritisiert wird, könnte morgen als Pragmatismus gelobt werden. Die Entscheidung der Kommission im Sommer wird richtungsweisend sein – nicht nur für unsere Mobilität, sondern für Europas industrielle Zukunft.