Der viel diskutierte AfD-Parteitag in der Gießener Hessenhalle bewegt weiter die Gemüter. Während draußen tausende Menschen demonstrierten, blieben drinnen die Händler auf ihrer Ware sitzen. Viele Marktbeschicker berichten von erheblichen Umsatzeinbußen. Die wirtschaftlichen Folgen für lokale Unternehmer sind spürbar und sorgen für Unmut.
«Es war eine Katastrophe«, seufzt Maria Berger, die seit zwanzig Jahren ihren Schmuckstand auf der Messe betreibt. «Am Samstag hatte ich gerade mal fünf Kunden.» Die Absperrungen und Kontrollen schreckten potentielle Besucher ab. Auch andere Händler teilen dieses Schicksal. Einige sprechen von bis zu 80 Prozent Umsatzrückgang. Als langjährige Beobachterin der Gießener Messetradition habe ich selten eine solche Leere in den Hallen erlebt. Der sonst übliche Trubel wich einer bedrückenden Stille zwischen den Ständen.
Die IHK Gießen schätzt den wirtschaftlichen Schaden auf mehrere hunderttausend Euro. Stadtrat Thomas Kraft fordert nun eine Aufarbeitung: «Wir müssen künftig besser abwägen, welche Veranstaltungen parallel stattfinden können.» Die lokalen Einzelhändler fordern Entschädigungen und klare Regeln für politische Großveranstaltungen in Messegeländen.
Der Fall zeigt, wie politische Entscheidungen direkten Einfluss auf den wirtschaftlichen Alltag haben können. In Zeiten, wo der stationäre Handel ohnehin unter Druck steht, wiegen solche Einbußen doppelt schwer. Umso wichtiger scheint ein sensibler Umgang mit der Balance zwischen politischer Meinungsfreiheit und wirtschaftlichen Interessen.