Vor der CDU-Zentrale in Berlin sorgte am Wochenende ein unerwartetes Denkmal für Aufsehen. Aktivisten stellten über Nacht eine lebensgroße Statue von Walter Lübcke auf, dem 2019 ermordeten CDU-Politiker aus Hessen. Laut einer Umfrage des Berliner Meinungsforschungsinstituts wissen nur 58 Prozent der Deutschen, wer Walter Lübcke war und warum er starb.
Die Bronze-Nachbildung zeigt Lübcke an einem Rednerpult – genau wie auf jenem Bürgerabend, bei dem er sich für die Aufnahme von Geflüchteten aussprach und später zur Zielscheibe rechtsextremer Hetze wurde. Neben der Statue platzierten die Künstler Informationstafeln, die den Zusammenhang zwischen Hassrede und Gewalt verdeutlichen. Das Kollektiv «Erinnern statt Vergessen» übernahm die Verantwortung für die Aktion.
«Wir wollen ein klares Zeichen gegen das Vergessen setzen», erklärte Sprecherin Maria Hoffmann. «Lübckes Tod mahnt uns, wohin Hass und Hetze führen können.» Die CDU-Führung reagierte zunächst zurückhaltend. Nach meiner Beobachtung versammelten sich den ganzen Tag über Menschen vor dem Denkmal, viele legten Blumen nieder.
Besonders brisant: Die Kunstaktion fällt in eine Zeit, in der die Debatte um den Umgang mit der AfD erneut hochkocht. Die CDU-Führung steht unter Druck, ihre Position gegenüber Rechtsaußen zu definieren. Das Denkmal bleibt vorerst stehen – als mahnende Erinnerung daran, dass politische Worte Konsequenzen haben können. Manchmal tödliche.