Vom Jubel zur Enttäuschung in nur 30 Sekunden – das erlebten gestern 18.673 Fans im ausverkauften Stadion an der Hafenstraße. Rot-Weiss Essen verpasste durch ein spätes 1:1 gegen Erzgebirge Aue den Sprung an die Tabellenspitze der 3. Liga. Die Hausherren hätten mit einem Sieg erstmals seit ihrer Rückkehr in den Profifußball die Spitzenposition übernehmen können.
Die Essener zeigten eine starke erste Hälfte. Ramien Safi brachte RWE in der 20. Minute in Führung, nachdem er eine präzise Hereingabe von Lucas Brumme gekonnt verwertete. «Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert», analysierte Trainer Christoph Dabrowski nach dem Spiel. Die Hafenstraße bebte, die Fans träumten vom ersten Tabellenplatz.
Doch Aue gab nicht auf. Die Sachsen erhöhten in der zweiten Halbzeit den Druck. RWE verteidigte leidenschaftlich, ließ kaum klare Chancen zu. Der eingewechselte Marcel Bär hatte sogar das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte aber am glänzend reagierenden Aue-Keeper Martin Männel.
Die kalte Dusche folgte in der 88. Minute. Nach einem Standard köpfte Aues Boris Tashchy zum 1:1 ein. Die Stille im Stadion war greifbar. Ich sah fassungslose Gesichter auf den Tribünen, wo Sekunden zuvor noch euphorische Gesänge erklangen.
«Heute fühlt es sich wie eine Niederlage an», gestand Kapitän Vinko Sapina. «Aber wir bleiben oben dran.» Mit nun 16 Punkten steht RWE weiterhin auf Rang drei, punktgleich mit Spitzenreiter Sandhausen. Am kommenden Wochenende wartet mit dem Derby beim MSV Duisburg direkt die nächste emotionale Herausforderung. Die Hafenstraße träumt weiter – der Aufstiegskampf in der 3. Liga bleibt spannend wie selten zuvor.