Nach langer Bauzeit präsentiert sich der Kö-Bogen als neues Prunkstück in Düsseldorfs Innenstadt. Das architektonische Prestigeprojekt sollte die Verbindung zwischen Königsallee und Hofgarten stärken. Doch während Fußgänger und Flaneure die neugestalteten Bereiche genießen können, zeigt sich für Radfahrer ein anderes Bild: Die Verkehrsplanung hat sie weitgehend vergessen.
«Für mich ist das eine vertane Chance«, sagt Lerke Tyra, Sprecherin des ADFC Düsseldorf. «Bei einem Projekt dieser Größenordnung hätte man von Anfang an den Radverkehr mitdenken müssen.» Die Fahrradaktivistin kritisiert vor allem die fehlende Durchgängigkeit der Radwege und unklare Wegeführung rund um den Kö-Bogen.
Die Probleme werden besonders an der stark frequentierten Verbindung zwischen Schadowstraße und Hofgarten deutlich. Wo früher eine direkte Radverbindung bestand, müssen Radfahrer heute komplizierte Umwege nehmen oder durch Fußgängerzonen schieben. An mehreren Stellen enden Radwege unvermittelt oder führen in konfliktreiche Bereiche mit hohem Fußgängeraufkommen.
Das Stadtplanungsamt verweist auf die Herausforderungen des Projekts. «Wir mussten verschiedene Interessen unter einen Hut bringen», erklärt Planungsamtsleiter Markus Grönninger. «Der Kö-Bogen ist primär als Aufenthaltsbereich und nicht als Verkehrsachse konzipiert.» Eine nachträgliche Anpassung sei schwierig, aber man prüfe Verbesserungsmöglichkeiten.
Für Pendler wie Stefanie Weber bedeutet die Situation täglichen Frust: «Ich fahre jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit und muss am Kö-Bogen entweder absteigen oder große Umwege fahren. Das ist besonders ärgerlich, weil die Stadt doch eigentlich den Radverkehr fördern will.»
Die Kritik am Radverkehrskonzept des Kö-Bogens kommt zu einer Zeit, in der Düsseldorf sich offiziell als fahrradfreundliche Stadt positionieren möchte. Im Mobilitätsplan 2030 hat die Stadt ambitionierte Ziele für den Radverkehr formuliert. Der Radverkehrsanteil soll deutlich steigen, wofür durchgängige und sichere Radverbindungen notwendig sind.
Besonders problematisch ist die Situation an der Kreuzung zur Heinrich-Heine-Allee. Hier treffen Straßenbahnen, Autoverkehr, Fußgänger und Radfahrer aufeinander. «Eine klassische Gefahrenstelle«, urteilt Verkehrsexperte Dr. Michael Baumeister von der Hochschule Düsseldorf. «Die Wegeführung ist unklar, die Ampelschaltungen sind nicht auf Radfahrer abgestimmt.»
Die Stadt hat mittlerweile reagiert und eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Verbesserungsvorschläge erarbeiten soll. «Wir nehmen die Kritik ernst», betont Verkehrsdezernent Jochen Kral. «Allerdings müssen wir beachten, dass nachträgliche Änderungen an der Infrastruktur kostspielig und komplex sind.»
Lokale Geschäftsinhaber sehen die Situation differenziert. «Einerseits verstehe ich den Wunsch nach besseren Radwegen», sagt Bäckermeister Thomas Schult, dessen Geschäft direkt am Kö-Bogen liegt. «Andererseits profitieren wir davon, dass Menschen hier flanieren und verweilen können, ohne sich um kreuzende Radfahrer sorgen zu müssen.»
Die Erfahrungen am Kö-Bogen zeigen ein grundsätzliches Problem der Stadtplanung: Prestigeprojekte werden oft primär nach ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet, während praktische Mobilitätsaspekte in den Hintergrund treten. Für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung müssten jedoch alle Verkehrsteilnehmer von Beginn an mitgedacht werden.
Eine kurzfristige Lösung könnte in besserer Beschilderung und alternativen Routenvorschlägen für Radfahrer liegen. Langfristig fordert der ADFC eine grundlegende Überarbeitung der Radwegeführung im Bereich des Kö-Bogens.
«Wir dürfen beim nächsten Großprojekt nicht wieder dieselben Fehler machen», mahnt ADFC-Sprecherin Tyra. «Eine moderne Stadt muss allen Verkehrsteilnehmern gerecht werden – auch den Radfahrern.»