Die Zahl der Wärmepumpen in Hamburg steigt deutlich an. Im vergangenen Jahr wurden über 3.500 neue Anlagen installiert – ein Rekord für die Hansestadt. Diese Entwicklung markiert einen wichtigen Schritt in Hamburgs Bemühungen, klimaneutral zu werden und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.
«Die Nachfrage nach Wärmepumpen hat sich seit 2021 mehr als verdoppelt», erklärt Jens Meyer, Energieexperte der Hamburger Umweltbehörde. «Diese Dynamik zeigt, dass die Hamburger die Energiewende in ihren eigenen vier Wänden aktiv mitgestalten.»
Besonders beliebt sind die Anlagen in Stadtteilen wie Rahlstedt, Volksdorf und Blankenese, wo viele Einfamilienhäuser stehen. Doch auch in dichter bebauten Vierteln wie Eimsbüttel und Ottensen wächst das Interesse, wie aktuelle Zahlen der Handwerkskammer zeigen.
Klimaschutz trifft auf wirtschaftliche Vorteile
Die steigenden Installationszahlen haben mehrere Gründe. Zum einen möchten viele Hamburger aktiv zum Klimaschutz beitragen. Zum anderen spielen wirtschaftliche Überlegungen eine wichtige Rolle. Die städtischen Förderprogramme machen den Umstieg attraktiver.
«Eine Wärmepumpe senkt langfristig die Heizkosten und erhöht den Wert der Immobilie», berichtet Britta Schulz, die kürzlich in ihrem Haus in Bergedorf eine Anlage installieren ließ. «Die Investition hat sich für uns gelohnt, auch wenn die Anfangskosten nicht niedrig waren.»
Die Stadt Hamburg unterstützt den Einbau von Wärmepumpen mit verschiedenen Programmen. Hausbesitzer können Zuschüsse von bis zu 10.000 Euro erhalten, wenn sie von einer Öl- oder Gasheizung auf eine klimafreundliche Alternative umsteigen.
Handwerk profitiert vom Boom
Der Wärmepumpen-Boom schafft auch Arbeitsplätze in der Region. Laut Handwerkskammer Hamburg haben SHK-Betriebe (Sanitär, Heizung, Klima) in den letzten zwei Jahren über 200 neue Mitarbeiter eingestellt, um die steigende Nachfrage zu bewältigen.
«Wir bilden gezielt neue Fachkräfte aus und schulen bestehende Mitarbeiter für die Installation von Wärmepumpen», sagt Thomas Weber, Geschäftsführer eines mittelständischen Installationsbetriebs in Harburg. «Die Auftragsbücher sind voll, manchmal müssen Kunden mehrere Monate auf einen Termin warten.»
Diese Entwicklung wirkt sich positiv auf die lokale Wirtschaft aus. Neben Installateuren profitieren auch Hersteller, Zulieferer und Energieberater vom wachsenden Markt.
Herausforderungen in der Großstadt
Trotz des Booms gibt es in Hamburg besondere Herausforderungen. In dicht bebauten Quartieren mit Mehrfamilienhäusern ist der Einbau von Wärmepumpen technisch anspruchsvoller als bei freistehenden Einfamilienhäusern.
«In Altbauten und Mehrparteienhäusern müssen wir kreative Lösungen finden», erklärt Energieberaterin Maren Schmidt. «Oft kombinieren wir verschiedene Technologien wie Wärmepumpen mit Solarthermie oder nutzen Erdwärme, wo es möglich ist.»
Besonders in Stadtteilen wie St. Georg, Eimsbüttel und Altona, wo viele Altbauten stehen, arbeitet die Stadt an speziellen Konzepten. Ein vielversprechender Ansatz sind Quartierslösungen, bei denen mehrere Gebäude an ein gemeinsames Wärmepumpensystem angeschlossen werden.
Bürger gestalten Energiewende mit
Die aktive Beteiligung der Hamburger zeigt sich auch in zahlreichen Bürgerinitiativen. In Ottensen hat sich beispielsweise eine Nachbarschaftsgruppe zusammengefunden, um gemeinsam den Umstieg auf erneuerbare Energien zu planen.
«Wir tauschen Erfahrungen aus und beraten uns gegenseitig», berichtet Koordinatorin Lisa Mehrens. «Das senkt die Hürden für alle Beteiligten und macht die Energiewende zu einem Gemeinschaftsprojekt.»
Die Stadt unterstützt solche Initiativen durch Beratungsangebote und Informationsveranstaltungen. Im vergangenen Jahr fanden über 50 Workshops und Infotage zum Thema Wärmepumpen statt, die von mehr als 3.000 interessierten Bürgern besucht wurden.
Auswirkungen auf Hamburgs Klimabilanz
Der Anstieg bei den Wärmepumpen-Installationen wirkt sich positiv auf Hamburgs Klimabilanz aus. Nach Berechnungen der Umweltbehörde können die 2023 installierten Anlagen jährlich etwa 12.000 Tonnen CO₂ einsparen – vorausgesetzt, sie werden mit Ökostrom betrieben.
Umweltsenator Jens Kerstan sieht in dieser Entwicklung einen wichtigen Baustein für Hamburgs Klimaziele: «Bis 2030 wollen wir die CO₂-Emissionen um 65 Prozent senken. Der Heizungssektor spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn hier entstehen rund 40 Prozent der städtischen Emissionen.»
Die steigende Zahl der Wärmepumpen trägt dazu bei, dass Hamburg seinem Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, einen Schritt näher kommt.
Ausblick: Wärmepumpen als Teil der Stadtentwicklung
Für die kommenden Jahre plant Hamburg, den Einbau von Wärmepumpen noch stärker zu fördern. In Neubaugebieten wie Oberbillwerder werden sie bereits von Anfang an eingeplant. In bestehenden Quartieren sollen mehr Gemeinschaftslösungen entstehen.
«Die Wärmepumpe ist ein wichtiger Baustein der Energiewende, aber nicht der einzige», betont Energieexperte Meyer. «Wir brauchen einen Mix aus verschiedenen Technologien, je nach Standort und Gebäudetyp.»
Dabei setzt die Stadt auch auf Fernwärmenetze, die zunehmend mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Kombination aus zentralen und dezentralen Lösungen soll Hamburg auf dem Weg zur Klimaneutralität voranbringen.
Der aktuelle Boom bei den Wärmepumpen zeigt, dass viele Hamburger bereit sind, aktiv an diesem Wandel mitzuwirken – ein ermutigendes Signal für die lokale Energiewende.