Als ich gestern meine Post öffnete, traf mich der Schreck: Die Ankündigung höherer Gaspreise lag auf meinem Tisch. Nicht die Gaspreise selbst steigen, sondern die Netzentgelte – jene oft übersehenen Gebühren für die Nutzung der Infrastruktur. Ab 2024 müssen wir alle tiefer in die Tasche greifen, besonders die 19,3 Millionen Haushalte, die mit Gas heizen.
Die Bundesnetzagentur rechnet mit einem durchschnittlichen Anstieg von 20 Prozent. Bei einem typischen Haushalt bedeutet das Mehrkosten von etwa 100 bis 120 Euro jährlich. Der Grund liegt in den veränderten Nutzungsmustern. «Wir erleben einen doppelten Effekt: Einerseits sinkt der Gasverbrauch durch Energiesparen und Wärmepumpen, andererseits müssen die Fixkosten für die Infrastruktur auf weniger Schultern verteilt werden», erklärt Energieexperte Andreas Löschel. Die Netzbetreiber stehen vor einem Dilemma. Ihre Kosten bleiben konstant oder steigen sogar, während gleichzeitig immer mehr Menschen auf alternative Heizsysteme umsteigen. Ich selbst habe letzten Winter erstmals bewusst die Heizung gedrosselt – wie viele andere auch.
Die Branchenverbände BDEW und VKU warnen bereits vor einer «Kostenspirale». Besonders betroffen sind ländliche Regionen mit alternder Infrastruktur und schrumpfender Bevölkerung. Meine Tante in Mecklenburg-Vorpommern berichtet von noch höheren angekündigten Steigerungen. Was bleibt, ist die unbequeme Erkenntnis: Der Umstieg auf klimafreundlichere Energien hat seinen Preis. Und dieser wird uns in den kommenden Jahren noch öfter begegnen.