Nach Jahren des Verfalls und zahlreichen Beschwerden der Anwohner kommt nun Bewegung in die Sanierung des berüchtigten «Ekel-Hauses» an der Wandsbeker Chaussee in Eilbek. Das einst stattliche Gebäude, das in den letzten Jahren zu einem Symbol für Verwahrlosung und städtebaulichen Stillstand geworden war, soll nun umfassend saniert werden.
«Die Anwohner haben jahrelang auf diesen Moment gewartet», erklärt Sabine Müller vom Stadtteilbüro Eilbek. «Das Gebäude war nicht nur ein Schandfleck im Straßenbild, sondern auch ein ständiger Anlass zur Sorge wegen möglicher Gesundheits- und Sicherheitsrisiken.»
Beim Ortstermin letzte Woche bot sich den anwesenden Vertretern der Bezirksverwaltung und des neuen Eigentümers ein erschreckendes Bild. Hinter der bröckelnden Fassade verbergen sich massive Wasserschäden, teilweise eingestürzte Decken und ein komplett verwahrlostes Treppenhaus. Müllberge und Schimmelbefall in den verlassenen Wohnungen zeugen von jahrelanger Vernachlässigung.
Der neue Eigentümer, die Hamburger Wohnbau GmbH, hat nun konkrete Pläne vorgelegt, wie das Gebäude wieder zum Leben erweckt werden soll. «Wir planen eine grundlegende Sanierung unter Berücksichtigung der historischen Bausubstanz», erläutert Projektleiter Thomas Weber. «Das Haus stammt aus den 1890er Jahren und verfügt trotz des schlechten Zustands über erhaltenswerte Elemente wie Stuckdecken und original Holzböden in einigen Bereichen.»
Die Sanierungsarbeiten beginnen mit der Entkernung des Gebäudes und der Beseitigung der Schäden an der Bausubstanz. Anschließend werden moderne Wohnungen mit zeitgemäßem Komfort geschaffen, wobei besonderer Wert auf energetische Standards und Barrierefreiheit gelegt wird.
Für die Nachbarn bedeutet die beginnende Sanierung das Ende einer langen Leidenszeit. «Wir haben über Jahre beobachtet, wie das Haus immer mehr verfiel», berichtet Anwohnerin Helga Schmidt, die seit 30 Jahren gegenüber wohnt. «Ratten liefen über den Hof, der Geruch war teilweise unerträglich, und wir hatten Angst vor Brandgefahr durch illegale Stromnutzung.»
Die Geschichte des «Ekel-Hauses» ist ein typisches Beispiel für die Probleme, die entstehen können, wenn Immobilien zum Spekulationsobjekt werden. Der vorherige Eigentümer hatte das Gebäude offenbar gezielt verkommen lassen, vermutlich in der Hoffnung auf steigende Grundstückspreise und einen gewinnbringenden Verkauf.
Nach mehrfachen Anordnungen des Bezirksamts Wandsbek und schließlich der Androhung von Zwangsmaßnahmen kam es zum Eigentümerwechsel. «Dieser Fall zeigt, wie wichtig konsequentes Handeln der Behörden ist», betont Bezirksamtsleiter Thomas Schmidt. «Wir haben alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, um eine Lösung zu erzwingen.»
Bemerkenswert ist das Engagement der Nachbarschaft, die mit regelmäßigen Beschwerden und einer Unterschriftensammlung Druck auf Politik und Verwaltung ausübte. Die Bürgerinitiative «Rettet Eilbek» dokumentierte den Verfall akribisch und machte das Thema immer wieder öffentlich.
Die Sanierung des Gebäudes fügt sich in die allgemeine Aufwertung des Stadtteils Eilbek ein, der in den letzten Jahren zunehmend an Attraktivität gewonnen hat. Gleichzeitig wächst bei einigen Anwohnern die Sorge vor steigenden Mieten. «Natürlich freuen wir uns, dass der Schandfleck verschwindet», sagt Martin Weber vom Mieterverein Eilbek. «Aber wir hoffen auch, dass nach der Sanierung bezahlbarer Wohnraum entsteht und nicht nur Luxuswohnungen.»
Der neue Eigentümer verspricht, dass mindestens 30 Prozent der entstehenden Wohnungen zu moderaten Preisen angeboten werden sollen. «Wir wollen ein ausgewogenes Konzept umsetzen, das sowohl wirtschaftlich tragfähig ist als auch zur sozialen Mischung im Quartier beiträgt», versichert Weber.
Die Sanierungsarbeiten sollen nach aktueller Planung etwa 18 Monate dauern. Für die Anwohner bedeutet dies zunächst Baulärm und Unannehmlichkeiten, aber die Vorfreude auf das Ergebnis überwiegt. «Nach all den Jahren mit diesem Schandfleck vor der Haustür nehmen wir die Bauphase gerne in Kauf», meint Anwohnerin Schmidt.
Das Bezirksamt Wandsbek wird den Fortschritt der Arbeiten genau beobachten und hat regelmäßige Kontrollen angekündigt. «Wir wollen sicherstellen, dass die Zusagen eingehalten werden und das Projekt zügig voranschreitet», erklärt Bezirksamtsleiter Schmidt.
Für Eilbek könnte die Sanierung des «Ekel-Hauses» ein wichtiger Impuls für weitere Verbesserungen im Stadtteil sein. Die lokale Geschäftswelt erhofft sich positive Auswirkungen durch die neuen Bewohner. «Mehr gepflegte Wohnungen bedeuten auch mehr Kaufkraft im Viertel», freut sich Einzelhändlerin Petra Meier vom Gewerbeverein Eilbek.
Das Beispiel zeigt, dass hartnäckiger Einsatz von Bürgern und Behörden Wirkung zeigen kann. Was lange als hoffnungsloser Fall galt, wird nun zu einem Symbol des Aufbruchs im Stadtteil. Die Wandsbeker Chaussee wird bald um einen Schandfleck ärmer und um ein attraktives Wohngebäude reicher sein.