Der Gestikulierer auf verlorenem Posten? Markus Söders überraschend schwaches Wahlergebnis beim CSU-Parteitag hallt noch immer nach. Nur 89,2 Prozent der Delegierten stimmten für ihn – für CSU-Verhältnisse ein Dämpfer. Dabei hätte alles so einfach sein können: Ein großer Auftritt, eine Bierzeltrede mit Wumms, und die Delegierten hätten ihren Markus gefeiert.
«Bei Söder misst man nicht mit normalen Maßstäben», erklärt Politikanalyst Johannes Weber. «Für ihn ist alles unter 90 Prozent ein Warnsignal.» Die Zeiten ändern sich in Bayern. Der einst omnipräsente Landesvater wirkt plötzlich angreifbar. Im Saal fehlte die Energie, die seine Bierzeltauftritte prägt. Statt launiger Sprüche und klarer Ansagen wirkte seine Rede fast technokratisch. Ich erinnere mich an einen Söder-Auftritt letzten Sommer in Aschaffenburg – da bebte der Boden vor Begeisterung.
In den Gängen des Parteitags tuschelte man über mögliche Gründe. Die Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger? Die Brandmauer-Debatte? Oder schlicht Söders Berliner Ambitionen? «Er verliert seinen Heimvorteil, wenn er zu sehr nach Berlin schielt», meint CSU-Urgestein Martha Bauer kopfschüttelnd.
Die bayerische Seele will umworben werden. Mit Powerpoint-Präsentationen gewinnt man keine Herzen zwischen Berchtesgaden und Aschaffenburg. Für Söder könnte diese Abstimmung ein Weckruf sein. Seine Stärke liegt nicht im Konferenzraum, sondern dort, wo das Bier fließt und klare Kante gefragt ist. Vielleicht eine Lektion in bayerischer Authentizität.