Die Tourismustaxe bringt Hamburg jährlich Millionen ein – doch wie werden diese Gelder konkret eingesetzt? Nach einem intensiven Abstimmungsprozess hat der Senat nun die Verteilung der erwarteten 34 Millionen Euro für 2024 beschlossen. Die Entscheidung betrifft sowohl Bewohner als auch Besucher unserer Hansestadt und zeigt deutlich, welche Prioritäten die Stadt beim Ausbau der touristischen Infrastruktur setzt.
Die Einnahmen aus der Tourismustaxe steigen kontinuierlich. Während 2023 bereits rund 33 Millionen Euro eingenommen wurden, rechnet die Finanzbehörde für 2024 mit 34 Millionen Euro. Diese positive Entwicklung spiegelt den Aufschwung des Hamburger Tourismus nach der Pandemie wider. Im vergangenen Jahr wurden etwa 15,8 Millionen Übernachtungen in der Stadt verzeichnet – ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr.
Seit ihrer Einführung 2013 ist die Tourismustaxe fester Bestandteil des Hamburger Finanzsystems. Hotel- und Übernachtungsgäste zahlen pro Person und Nacht einen Betrag zwischen 1 und 4 Euro – je nach Preis der Unterkunft. Das Prinzip dahinter: Touristen, die Hamburg besuchen und die städtische Infrastruktur nutzen, beteiligen sich an deren Erhalt und Ausbau.
Der größte Teil des Geldes – rund 12,5 Millionen Euro – fließt in diesem Jahr an Hamburg Tourismus GmbH. Das Unternehmen verantwortet das Tourismusmarketing der Stadt und soll mit den Mitteln die Attraktivität Hamburgs als Reiseziel weiter steigern. Besonders wichtig: Die Förderung des Kultur- und Kongresstourismus sowie die Stärkung der internationalen Präsenz der Hansestadt.
Die kulturellen Angebote Hamburgs profitieren ebenfalls erheblich. Rund 5,4 Millionen Euro werden für Kulturprojekte bereitgestellt, darunter bedeutende Förderungen für die Elbphilharmonie, verschiedene Museen und Theaterproduktionen. Finanzsenator Andreas Dressel betont: «Mit diesen Investitionen stärken wir Hamburg nicht nur als Kulturmetropole, sondern schaffen auch Angebote, die sowohl Touristen als auch Einheimischen zugutekommen.»
Besonders bemerkenswert ist die Unterstützung für das Stadtfest «Große Freiheit St. Pauli», das mit 400.000 Euro gefördert wird. Das Festival soll den historischen Stadtteil beleben und seine kulturelle Bedeutung hervorheben. Auch der populäre Hafengeburtstag erhält eine substantielle Förderung von 600.000 Euro, um Hamburgs maritime Tradition zu feiern und zu präsentieren.
Für die Infrastruktur und Stadtentwicklung sind etwa 7,1 Millionen Euro vorgesehen. Diese Mittel fließen unter anderem in die Instandhaltung öffentlicher Plätze, die Verbesserung von Wegeleitsystemen und die Modernisierung touristischer Informationszentren. Ein Teil der Gelder wird auch für die Reinigung stark frequentierter Bereiche wie der Landungsbrücken und des Jungfernstiegs verwendet.
Die Sportförderung erhält rund 3 Millionen Euro aus dem Topf. Damit werden nicht nur Sportgroßveranstaltungen wie der Hamburg Marathon unterstützt, sondern auch die allgemeine Sportinfrastruktur verbessert. Dies kommt sowohl Besuchern als auch Einwohnern zugute und unterstreicht Hamburgs Profil als aktive und sportbegeisterte Stadt.
Ein weiterer wichtiger Posten ist die Förderung von Kongressen und Businessveranstaltungen mit rund 2,5 Millionen Euro. Diese Investition zielt auf den wachsenden Geschäftstourismus ab und soll Hamburg als Standort für internationale Tagungen stärken. Das Congress Center Hamburg (CCH) und die Messehallen profitieren besonders von dieser Unterstützung.
Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden mit etwa 1,3 Millionen Euro bedacht. Diese Mittel fließen in Projekte zur umweltfreundlichen Gestaltung des Tourismus, darunter E-Ladestationen für Touristenbusse, ökologische Stadtführungen und Maßnahmen zur CO2-Reduzierung im Tourismussektor. «Nachhaltiger Tourismus ist kein Nischenthema mehr, sondern zentral für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt», erklärt Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard.
Die restlichen Mittel verteilen sich auf verschiedene kleinere Projekte, darunter die Digitalisierung touristischer Angebote und die Förderung von barrierefreiem Tourismus. Letzteres soll Hamburg für alle Besuchergruppen zugänglich machen – unabhängig von körperlichen Einschränkungen.
Die Verteilung der Tourismustaxe-Einnahmen zeigt deutlich den Balanceakt zwischen Tourismusförderung und Lebensqualität für Einheimische. Kritische Stimmen aus der Stadtgesellschaft, besonders aus den stark frequentierten Vierteln wie St. Pauli und dem Schanzenviertel, fordern seit Jahren eine stärkere Berücksichtigung der Anwohnerinteressen.
Der Verein «Mehr Demokratie Hamburg» begrüßt zwar die Transparenz bei der Mittelverwendung, fordert jedoch mehr Bürgerbeteiligung bei der Entscheidungsfindung. «Die Menschen vor Ort wissen oft am besten, wo Verbesserungsbedarf besteht», betont Sprecherin Katja Weiden. «Ein Teil der Gelder sollte durch Bürgerbudgets direkt von den Quartieren verwaltet werden können.»
Auch die Umweltverbände sehen noch Optimierungspotenzial. Die Naturschutzorganisation BUND Hamburg lobt zwar die Investitionen in nachhaltige Tourismuskonzepte, fordert aber gleichzeitig eine Erhöhung dieses Budgetpostens. «Angesichts der Klimakrise müssen wir den Tourismus grundlegend umweltfreundlicher gestalten», erklärt BUND-Vertreter Thomas Schmidt.
Die Tourismuswirtschaft zeigt sich hingegen zufrieden mit der Mittelverteilung. Michael Otremba, Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH, sieht in den Investitionen einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Stadt: «Die Tourismustaxe ermöglicht uns, Hamburg als vielseitiges Reiseziel zu positionieren und gleichzeitig die Qualität des Besuchserlebnisses kontinuierlich zu verbessern.»
Die Verwendung der Tourismustaxe betrifft letztlich alle Hamburgerinnen und Hamburger. Sie prägt das Stadtbild, beeinflusst kulturelle Angebote und trägt zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Wer mehr über die konkrete Verwendung erfahren möchte, findet detaillierte Informationen auf der Website der Finanzbehörde, die regelmäßig über die Mittelverwendung berichtet. Zudem stehen die jährlichen Berichte zur Tourismustaxe im Transparenzportal der Stadt zur Verfügung.