Ein frischer Morgen im Tierpark Hellabrunn. Lange bevor die ersten Besucher durch die Tore strömen, sind die Tierpflegerinnen und Tierpfleger bereits im Einsatz. Ihr Tag beginnt mit der Zubereitung von Mahlzeiten für die über 700 Tierarten, die in Münchens beliebtem Tierpark zu Hause sind.
«Wir beginnen unseren Arbeitstag meist um 7 Uhr morgens», erklärt Sabine Müller, eine erfahrene Tierpflegerin, die seit 15 Jahren im Elefantenhaus arbeitet. «Zunächst kontrollieren wir, ob es allen Tieren gut geht. Dann bereiten wir das Futter vor – jede Art hat ihre speziellen Bedürfnisse.»
In der großen Futterküche herrscht geschäftiges Treiben. Hier werden täglich hunderte Kilogramm an Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch verarbeitet. Die Mahlzeiten werden nicht einfach in Näpfe gefüllt – sie sind Teil eines ausgeklügelten Beschäftigungsprogramms für die Tiere.
Der Tierpark Hellabrunn, 1911 als erster Geo-Zoo der Welt gegründet, ist mehr als nur ein Ausflugsort für Familien. Er ist ein wichtiges Zentrum für Artenschutz und Zuchtprogramme gefährdeter Tierarten. Hinter den Kulissen arbeiten Biologen, Veterinäre und Naturschützer gemeinsam daran, bedrohte Populationen zu erhalten.
«Unsere Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Versorgung der Tiere», sagt Tierparkdirektor Dr. Andreas Weber. «Wir beteiligen uns an internationalen Zuchtprogrammen für bedrohte Arten wie den Przewalski-Pferden oder den Gorillas. Jede erfolgreiche Geburt ist ein kleiner Sieg für den Artenschutz.»
Im Tierarztzentrum behandelt das Veterinärteam alles von Routineuntersuchungen bis hin zu komplexen Operationen. «Jeder Tag bringt neue Herausforderungen», erzählt Tierärztin Dr. Maria Schmidt. «Morgens untersuche ich vielleicht einen Pinguin mit Atemproblemen, mittags bereite ich eine Blutuntersuchung für einen Löwen vor und nachmittags berate ich die Pfleger zur Ernährung der Giraffen.»
Die technische Abteilung sorgt dafür, dass alle Anlagen optimal funktionieren – von der Wasseraufbereitung in den Aquarien bis zur Klimatisierung der Tropenhäuser. «Die Besucher sehen nur die Tiere, aber dahinter steht ein komplexes System, das reibungslos laufen muss», erklärt Thomas Wagner vom technischen Dienst.
Ein besonders faszinierender Bereich sind die Trainingseinheiten mit den Tieren. Sie dienen nicht der Unterhaltung, sondern dem «Medical Training» – die Tiere lernen, bei medizinischen Untersuchungen zu kooperieren. «Unsere Elefantenkuh Panang hat gelernt, ihren Rüssel auszustrecken, damit wir Blut abnehmen können», erzählt Pflegerin Müller stolz. «Das reduziert Stress für die Tiere und erhöht die Sicherheit für uns.»
Der Tierpark ist auch ein wichtiger Bildungsort. Die Zoopädagogik bietet spezielle Programme für Schulklassen an. «Wenn Kinder hier lernen, entwickeln sie oft eine tiefe Verbundenheit mit der Natur», berichtet Zoopädagogin Laura Schmidt. «Wir hoffen, dass sie dadurch später zu umweltbewussten Erwachsenen werden.»
Die Besucher bekommen von dieser Arbeit meist nur wenig mit. Wenn der Tierpark um 9 Uhr öffnet, sind die meisten Vorbereitungen bereits abgeschlossen. Die Pfleger treten dann in den Hintergrund, bleiben aber immer in der Nähe ihrer Schützlinge.
«Am schönsten ist es, wenn ich beobachte, wie Kinder zum ersten Mal einen Elefanten sehen», sagt Müller. «Diese Begeisterung ist ansteckend und erinnert mich immer wieder daran, warum ich diesen Beruf gewählt habe.»
Der Tierpark Hellabrunn bemüht sich ständig um Verbesserungen. Neue Gehege werden naturnäher gestaltet, Zuchtprogramme ausgebaut und Forschungsprojekte initiiert. «Ein moderner Zoo muss sich weiterentwickeln», betont Direktor Weber. «Artenschutz, Bildung und Forschung sind heute mindestens genauso wichtig wie das Erlebnis für die Besucher.»
Wenn der Tag sich dem Ende neigt und die letzten Besucher den Park verlassen, beginnt für die Tierpfleger die Abendroutine. Noch einmal werden alle Tiere versorgt, Gehege gereinigt und Vorbereitungen für den nächsten Tag getroffen.
«Viele unserer Tiere haben eine enge Bindung zu ihren Pflegern», erklärt Müller. «Sie erkennen uns und reagieren anders auf uns als auf Besucher. Diese Beziehung ist etwas ganz Besonderes.»
Der Tierpark Hellabrunn ist mehr als eine Freizeitattraktion – er ist ein lebendiges Naturschutz- und Bildungszentrum, in dem täglich Menschen mit Hingabe daran arbeiten, Tiere zu schützen und Menschen für die Natur zu begeistern. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie viel Engagement und Fachwissen nötig sind, um diesen besonderen Ort am Leben zu erhalten.