Article – Düsseldorfs Nahverkehr wird digital: Die Rheinbahn bereitet sich auf eine Zukunft ohne Bargeld in Bussen und Bahnen vor. In den kommenden Wochen beginnen wichtige Umbauarbeiten, die den öffentlichen Nahverkehr für viele Fahrgäste komfortabler gestalten sollen.
Die Bauarbeiten starten am U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee, einem der zentralsten Verkehrsknoten der Stadt. Dort werden die ersten Automaten für den bargeldlosen Fahrscheinverkauf installiert. Bis Ende 2025 sollen dann alle 230 Fahrscheinautomaten der Rheinbahn umgerüstet werden, sodass keine Bargeldzahlung mehr möglich sein wird.
«Wir reagieren damit auf das veränderte Kundenverhalten», erklärt Michael Richarz, Vorstand der Rheinbahn. «Bereits heute kaufen über 70 Prozent unserer Fahrgäste ihre Tickets digital oder per Kartenzahlung.» Die Umstellung spart dem Verkehrsunternehmen nicht nur Kosten für Wartung und Bargeldhandling, sondern reduziert auch Vandalismusschäden an den Automaten, die oft wegen des Bargelds aufgebrochen werden.
Für Fahrgäste ohne Smartphone oder Bankkarte wird es dennoch Lösungen geben. Die Rheinbahn plant, an zentralen Punkten wie dem Hauptbahnhof, dem Flughafen und großen Umsteigehaltestellen sogenannte Service Points einzurichten. Dort können Fahrscheine weiterhin mit Bargeld gekauft werden. Zusätzlich soll das Netz an Verkaufsstellen in Kiosken und Geschäften ausgebaut werden.
«Wir lassen niemanden zurück», betont Klaus Schmidt, Leiter des Projekts «Digitale Rheinbahn«. «Besonders ältere Menschen oder Touristen, die noch an Barzahlung gewöhnt sind, können die Service Points nutzen oder vorab in Verkaufsstellen ihre Tickets kaufen.» Das Unternehmen bietet außerdem kostenlose Schulungen an, um den Umgang mit digitalen Tickets zu erleichtern.
Die Rheinbahn folgt damit einem Trend, der in anderen europäischen Städten bereits erfolgreich umgesetzt wurde. In Stockholm und Helsinki ist der bargeldlose Nahverkehr bereits Standard. Auch deutsche Städte wie Berlin und Hamburg testen ähnliche Konzepte.
Für die Übergangszeit hat die Rheinbahn eine Informationskampagne gestartet. An allen betroffenen Haltestellen werden mehrsprachige Hinweise angebracht und Mitarbeiter stehen für Fragen bereit. Die Rheinbahn-App wurde zudem überarbeitet und bietet nun eine einfachere Bedienung für den Ticketkauf.
Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht die Entwicklung grundsätzlich positiv, mahnt aber zur Vorsicht bei der Umsetzung. «Die Digitalisierung bringt viele Vorteile, aber wir müssen sicherstellen, dass niemand vom Nahverkehr ausgeschlossen wird», sagt Petra Müller vom Regionalverband Düsseldorf. Sie begrüßt die geplanten Service Points als wichtigen Schritt.
Neben den Umbauarbeiten an den Automaten investiert die Rheinbahn auch in besseres WLAN an allen Haltestellen und in den Fahrzeugen. «Ein stabiles Netz ist die Grundvoraussetzung für digitale Tickets», erklärt Projektleiter Schmidt. Bis Mitte 2025 sollen alle U-Bahnhöfe und bis Ende des Jahres auch alle Straßenbahnen und Busse mit leistungsfähigem WLAN ausgestattet sein.
Die Umstellung auf bargeldlose Bezahlung ist Teil eines größeren Modernisierungsprogramms der Rheinbahn. Ziel ist es, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen und mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu bewegen. «Einfaches und bequemes Ticketing ist dafür ein wichtiger Baustein», so Vorstand Richarz.
Für die meisten Düsseldorfer dürfte die Umstellung keine große Hürde darstellen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass bereits heute 76 Prozent der Fahrgäste zwischen 18 und 65 Jahren ihre Tickets digital kaufen. Bei den über 65-Jährigen sind es immerhin schon 42 Prozent.
Der Zeitplan für die komplette Umstellung ist ambitioniert: Bis Ende 2025 soll der bargeldlose Betrieb vollständig umgesetzt sein. Die Bauarbeiten an der Heinrich-Heine-Allee starten nächste Woche und dauern voraussichtlich vier Wochen. In dieser Zeit bleibt der U-Bahnhof jedoch durchgehend in Betrieb.