Die Gräber sprechen noch. Sieben weitere Verstorbene werden im Kölner Raum exhumiert. Sie könnten Opfer eines verurteilten Pflegers sein, der bereits wegen Mordes einsitzt. Die Ermittler gehen von einer erschreckenden Systematik aus. Was als Einzelfall begann, entwickelt sich zu einem der größten Pflegeskandale unserer Zeit.
Die Staatsanwaltschaft Köln bleibt bedeckt mit Details. «Wir müssen jeden Hinweis sorgfältig prüfen», erklärte mir Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gestern am Telefon. Der verurteilte Pfleger hatte in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet. Eine toxikologische Untersuchung soll nun Klarheit bringen. Die Exhumierungen erfolgen schrittweise, um Beweismaterial nicht zu gefährden.
Letzten Herbst saß ich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Pflegenotstand. Eine Angehörige flüsterte mir zu: «Wir vertrauen fremden Menschen unsere Liebsten an. Was wissen wir wirklich über sie?» Diese Frage hallt jetzt nach. Die Kontrollmechanismen in Pflegeeinrichtungen stehen erneut auf dem Prüfstand.
Das Perfide: Der Täter nutzte die Verletzlichkeit seiner Opfer aus. In überlasteten Einrichtungen blieben seine Handlungen lange unentdeckt. Der Fall reiht sich ein in eine internationale Kette ähnlicher Verbrechen. Er zwingt uns, genauer hinzusehen. In der Pflege geht es nicht nur um Fachkräftemangel, sondern um Sicherheit und Vertrauen – Werte, die keine Statistik erfassen kann.