Düsseldorfs Oberbürgermeister entscheidet gegen öffentliches Gedenken für Frank Gehry
Der weltbekannte Architekt Frank Gehry verstarb letzte Woche im Alter von 95 Jahren. In Düsseldorf wird es jedoch keine offizielle Gedenkfeier für den Schöpfer des berühmten Medienhafen-Ensembles geben. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller erklärte gestern im Stadtrat, dass die Stadt auf eine öffentliche Gedenkveranstaltung verzichten wird.
«Wir werden nicht öffentlich gedenken, sondern haben eine Beileidsbekundung an die Familie geschickt», sagte Keller auf Anfrage der SPD-Fraktion. Diese Entscheidung überrascht viele Düsseldorfer, da Gehrys Bauten im Medienhafen das Stadtbild prägen und zu den bekanntesten Wahrzeichen der Landeshauptstadt zählen.
Die drei markanten Gebäude, von Einheimischen liebevoll «Gehry-Bauten» genannt, ziehen seit ihrer Fertigstellung 1999 Architektur-Begeisterte aus aller Welt an. Mit ihren verbogenen Fassaden und schiefen Winkeln bilden sie einen starken Kontrast zur klassischen Hafenarchitektur und wurden zum Symbol für Düsseldorfs Wandel zur modernen Medienmetropole.
Besonders die SPD-Fraktion im Stadtrat hatte sich für eine würdige Gedenkveranstaltung eingesetzt. «Frank Gehry hat mit seinen Bauten Düsseldorf international bekannt gemacht. Sein Vermächtnis prägt unsere Stadt bis heute», betonte Fraktionsvorsitzende Marina Spillner.
Anwohner des Medienhafens äußerten sich ebenfalls überrascht. «Die Gehry-Bauten sind doch unser Aushängeschild. Da hätte man schon etwas organisieren können», meint Anwohnerin Claudia Weber, die seit 15 Jahren in der Nähe wohnt.
Die Stadtverwaltung verweist darauf, dass die Familie um eine private Trauerfeier gebeten hatte. «Wir respektieren diesen Wunsch und haben stattdessen in einem persönlichen Schreiben unser Beileid ausgedrückt», erläuterte Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.
Architekturexperten wie Prof. Monika Schulz-Fieguth von der Hochschule Düsseldorf bedauern die Entscheidung: «Gehrys Werk hat Düsseldorf architektonisch auf die Weltkarte gesetzt. Eine öffentliche Würdigung wäre ein wichtiges Signal gewesen.»
Die Stadt plant jedoch, in der nächsten Ausgabe des städtischen Magazins einen umfangreichen Artikel über Gehrys Bedeutung für Düsseldorf zu veröffentlichen. Zudem wird überlegt, ob ein Teil des Medienhafens künftig seinen Namen tragen könnte.
Im Medienhafen selbst haben Bürger bereits eine improvisierte Gedenkstätte mit Blumen und Kerzen vor den berühmten Bauten eingerichtet. «Wenn die Stadt nichts macht, dann eben wir», sagt Kunstlehrer Peter Müller, der mit seinen Schülern Zeichnungen der Gehry-Bauten an der spontanen Gedenkstätte hinterlassen hat.
Gehrys Einfluss auf Düsseldorf geht über den Medienhafen hinaus. Seine innovative Architektur inspirierte zahlreiche weitere Projekte in der Stadt und trug maßgeblich zur Aufwertung des ehemaligen Industriegebiets bei. Heute ist der Medienhafen ein pulsierendes Viertel mit Büros, Restaurants und Wohnungen.
Trotz der Entscheidung gegen eine offizielle Gedenkfeier: Frank Gehrys architektonisches Erbe wird in Düsseldorf weiterleben – in Form seiner unverwechselbaren Gebäude, die täglich von tausenden Menschen bestaunt werden und längst zu Wahrzeichen der Stadt geworden sind.