Vom Rasen aus betrachtet wirkt die Borussia derzeit wie ein Schiff ohne klaren Kurs. Nach der bitteren 1:2-Heimniederlage gegen Union Berlin liegt der BVB bereits acht Punkte hinter Tabellenführer Bayern München. Die Schwarz-Gelben haben in dieser Saison bereits 21 Gegentore kassiert – so viele wie seit der Hinrunde 2019 nicht mehr.
Die defensive Instabilität ist nur eines der akuten Probleme. Nuri Şahin wirkt an der Seitenlinie zunehmend ratlos. «Wir analysieren jede Woche die gleichen Fehler. Das ist frustrierend», gestand der Trainer nach dem Union-Spiel. Die taktische Ausrichtung schwankt zwischen mutigem Pressing und passivem Abwarten. Auf dem Platz fehlt ein klarer Führungsspieler, der in schwierigen Phasen Verantwortung übernimmt.
Hinzu kommen die Vertragssituationen wichtiger Leistungsträger. Marco Reus hat den Verein bereits verlassen, die Zukunft von Mats Hummels bleibt ungewiss. Sportdirektor Sebastian Kehl steht vor der Herausforderung, den Kader für 2025 neu zu strukturieren. «Wir müssen ehrlich sein – einige Entscheidungen werden schmerzhaft sein», erklärte Kehl kürzlich im Sky-Interview.
Auch wirtschaftlich stehen wichtige Weichenstellungen an. Die Abhängigkeit von Champions-League-Einnahmen ist enorm. An einem Samstagnachmittag im Signal Iduna Park spürte ich die wachsende Ungeduld der Fans. «Echte Liebe» allein reicht nicht mehr. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der BVB den Spagat zwischen sportlichen Ambitionen und wirtschaftlicher Vernunft meistern kann. Für die schwarz-gelbe Seele steht viel auf dem Spiel.