In den sozialen Medien häuften sich gestern Abend die Beiträge von Stuttgartern, die ein außergewöhnliches Phänomen beobachteten. Der Nachthimmel über der Landeshauptstadt leuchtete in intensiven Lilatönen. Besonders über Bad Cannstatt zeigte sich das faszinierende Farbenspiel am deutlichsten. Die ungewöhnliche Himmelserscheinung versetzte viele Bewohner in Staunen und sorgte für zahlreiche Spekulationen über die Ursache.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) handelte es sich bei dem lila Himmel um Polarlichter. Diese seltene Naturerscheinung war aufgrund einer erhöhten Sonnenaktivität auch in unseren Breitengraden sichtbar. Normalerweise kann man dieses Phänomen nur in nördlichen Regionen wie Skandinavien oder Alaska beobachten.
«Was wir gestern Abend erlebt haben, war ein besonders starker Sonnensturm, der Teilchen zur Erde geschleudert hat», erklärt Dr. Maria Weber vom Stuttgarter Planetarium. «Wenn diese geladenen Teilchen auf die Erdatmosphäre treffen, entsteht das charakteristische Leuchten.»
Die Sonnenaktivität durchläuft regelmäßige Zyklen. Derzeit nähern wir uns einem sogenannten Sonnenmaximum, einer Phase besonders intensiver Aktivität. Dies erklärt, warum Polarlichter momentan häufiger auch in südlicheren Regionen wie Baden-Württemberg zu sehen sind.
Viele Stuttgarter nutzen die Gelegenheit, um das seltene Naturschauspiel mit Kameras festzuhalten. In den Stadtteilen mit weniger Lichtverschmutzung war das Phänomen besonders gut zu beobachten. Auf dem Killesberg und anderen Anhöhen der Stadt versammelten sich spontan kleine Gruppen von Himmelsbeobachtern.
«Ich wohne seit über 40 Jahren in Stuttgart und habe so etwas noch nie gesehen», berichtet Anwohnerin Helga Müller aus Bad Cannstatt. «Der Himmel leuchtete plötzlich lila, fast magisch. Wir sind sofort auf den Balkon gegangen und haben gestaunt.»
Entgegen mancher Befürchtungen in den sozialen Medien bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr. Polarlichter sind ein natürliches Phänomen ohne negative Auswirkungen auf Gesundheit oder Umwelt. Lediglich empfindliche elektronische Systeme können durch besonders starke Sonnenstürme beeinträchtigt werden.
Auch in anderen Teilen Deutschlands wurden gestern die farbenprächtigen Himmelserscheinungen gesichtet. Besonders in Norddeutschland zeigten sich die Polarlichter in ihrer typischen grün-rötlichen Färbung. Dass sie in Stuttgart eher lila erschienen, liegt laut Experten an der Kombination mit der Lichtverschmutzung der Großstadt.
Das Stuttgarter Planetarium hat für die kommenden Wochen ein Sonderprogramm zum Thema Polarlichter angekündigt. Interessierte können dort mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe dieser faszinierenden Naturerscheinung erfahren.
Meteorologen weisen darauf hin, dass auch in den kommenden Monaten mit ähnlichen Erscheinungen gerechnet werden kann. «Wer das Naturschauspiel beobachten möchte, sollte die Wettervorhersagen im Auge behalten und bei klarem Himmel den Blick nach oben richten», empfiehlt der DWD.
Das Phänomen erinnert an die besonderen Momente, in denen die Natur uns mit ihrer Schönheit überrascht. In einer Zeit, in der wir oft von künstlichem Licht umgeben sind, bieten solche seltenen Naturereignisse eine willkommene Gelegenheit, den Blick wieder nach oben zu richten und die Wunder unseres Planeten zu bestaunen.