Die Stille nach dem Sturm ist immer die lauteste. Fünf Frauen in nur zehn Tagen – getötet von Männern, die sie einst liebten. Diese erschütternde Bilanz des Juni 2024 ist kein tragischer Zufall, sondern Teil eines Musters, das unsere Gesellschaft durchzieht wie ein dunkler Faden.
In Hamburg-Altona erstickte ein 29-Jähriger seine Ex-Freundin und versteckte ihre Leiche unter seinem Bett. In Berlin-Lichtenberg erstach ein Mann seine Ehefrau im gemeinsamen Wohnzimmer. Drei weitere ähnliche Fälle reihen sich ein in die traurige Statistik der Femizide in Deutschland. Etwa jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet – im vergangenen Jahr waren es 155 Frauen.
«Diese Taten sind keine Einzelfälle und keine ‹Familientragödien'», erklärt Bundesfrauenministerin Lisa Paus. «Es ist strukturelle Gewalt gegen Frauen.» Ich erinnere mich an ein Interview mit einer Überlebenden häuslicher Gewalt. «Am gefährlichsten ist der Moment, wenn eine Frau geht», sagte sie mir mit ruhiger Stimme. Kontrolle ist das zentrale Motiv dieser Taten – wenn sie schwindet, eskaliert die Gewalt.
Die Hilfetelefon-Nummer 116 016 sollte so bekannt sein wie die Notrufnummer der Feuerwehr. Doch im öffentlichen Bewusstsein bleiben Femizide oft unsichtbar. Dabei braucht es mehr als Schutzräume und Beratungsstellen – es braucht ein gesellschaftliches Umdenken. Gewalt gegen Frauen wurzelt in alten Machtstrukturen, die wir noch immer nicht vollständig überwunden haben.