Der raue Herbstwind des politischen Alltags hat Friedrich Merz mit voller Wucht erfasst. Nach dem enttäuschenden Abschneiden der CDU bei den Landtagswahlen in Brandenburg steht der Parteichef unter Druck. Seine Kanzlerkandidatur, die noch vor Kurzem wie in Stein gemeißelt schien, wird nun offen hinterfragt.
In der Union rumort es spürbar. Parteiinterne Kritiker sehen in Merz› kantiger Art ein Problem für die Wählergunst. Der CDU-Chef selbst räumte im SPIEGEL-Gespräch Schwierigkeiten ein: «Ja, wir haben einen Fehlstart hingelegt. Da ist auch ein bisschen Erschöpfung dabei.» Bemerkenswert offen für einen Mann, der sonst selten Schwäche zeigt. Die Debatte um seine Eignung als Kanzlerkandidat nimmt dennoch Fahrt auf.
Besonders beunruhigend für die CDU: In Brandenburg verlor man deutlich gegen die AfD. Ein Parteifreund aus Süddeutschland flüsterte mir beim Hintergrundgespräch zu: «Mit Merz gewinnen wir keine Wahlen in der Mitte.» Unterdessen bringt sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst subtil in Stellung. Ohne direkte Konfrontation lässt er durchblicken, dass er bereitstünde.
Die K-Frage soll eigentlich erst nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen entschieden werden. Doch die Zeit drängt. Als ich letzte Woche bei einer Parteiveranstaltung war, spürte ich die Nervosität. Die CDU steht vor einer Richtungsentscheidung: Bleibt sie bei ihrem kantigen Vorsitzenden oder sucht sie einen Kandidaten mit breiterem Zuspruch?