Die Stille des Meeres hat keine Stimme mehr in Berlin. Diese Woche wurde bekannt, dass die Bundesregierung den Posten des Meeresbeauftragten gestrichen hat. Eine Entscheidung, die mich beim morgendlichen Zeitungslesen innehalten ließ. Gerade jetzt, wo unsere Ozeane durch Überfischung und Klimawandel so bedroht sind wie nie zuvor.
Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) findet deutliche Worte für diesen Schritt. «Die Streichung des Meeresbeauftragten ist ein völlig falsches Signal», erklärte sie gegenüber dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Die Bedeutung der Meerespolitik nehme zu, nicht ab. Tatsächlich bedecken die Ozeane mehr als 70 Prozent unserer Erdoberfläche und sind entscheidend für unsere Klimaregulation. Letzte Woche erst spazierte ich an der Ostsee entlang, wo angeschwemmter Plastikmüll die Dringlichkeit des Meeresschutzes sichtbar macht.
Im Finanzministerium verweist man nüchtern auf notwendige Sparmaßnahmen. Sebastian Schwecke, der bisherige Beauftragte, wurde bereits zum Januar 2024 seines Amtes enthoben. Die Aufgaben sollen nun von anderen Stellen mitübernommen werden. Doch Experten bezweifeln, dass dies ausreicht. «Ein Meeresbeauftragter bündelt die verschiedenen Interessen und gibt den Ozeanen eine politische Stimme», erklärt Meeresbiologin Dr. Nina Hoffmann vom Institut für Meeresforschung.
Die Streichung zeigt unseren Umgang mit langfristigen Herausforderungen. Während wir akute Krisen sofort behandeln, werden schleichende Probleme häufig zurückgestellt. Doch die Gesundheit unserer Meere wartet nicht auf bessere Haushaltszeiten. Sie braucht jetzt Aufmerksamkeit – mit oder ohne offiziellen Beauftragten.