Die Wellen schlagen hoch in der deutschen Medienlandschaft. Der Hessische Rundfunk steht im Zentrum einer Kontroverse, die grundsätzliche Fragen zu Ethik und Verantwortung aufwirft. Dr. Haya Schulmann, Leiterin der Forschungsstelle Antisemitismus, kritisiert den Sender scharf für einen Beitrag, der antisemitische Klischees bedient haben soll.
In dem umstrittenen HR-Format wurden israelische Maßnahmen im Gaza-Konflikt einseitig dargestellt. Besonders problematisch: Die Verwendung historisch belasteter Narrative ohne ausreichende Einordnung. «Medien tragen eine besondere Verantwortung bei der Berichterstattung über den Nahost-Konflikt. Hier wurden rote Linien überschritten«, erklärt Schulmann in ihrer Stellungnahme. Die Wissenschaftlerin verweist auf die IHRA-Definition von Antisemitismus, gegen die der Beitrag verstoßen habe.
Mir fällt auf, wie schnell vermeintlich neutrale Berichterstattung in problematische Bahnen geraten kann. Vergangene Woche saß ich selbst bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Medienethik. Die feinen Grenzen zwischen Kritik und Vorurteil wurden dort intensiv diskutiert. Der HR hat mittlerweile eine Überprüfung angekündigt. Die Redaktion will den Vorfall intern aufarbeiten.
Der Fall reiht sich ein in eine wachsende Debatte über Antisemitismus in Deutschland. Nach dem 7. Oktober haben Vorfälle um 29 Prozent zugenommen. Mediale Darstellungen prägen öffentliche Meinungen. Ihre Wirkmacht verpflichtet zu besonderer Sorgfalt. Gerade in aufgeheizten Zeiten braucht es mehr denn je einen reflektierten Journalismus.