Wenn ich am Münchner Hauptbahnhof stehe, fällt mir die verstärkte Präsenz der Bundespolizei sofort auf. Überall Uniformen und Kontrollen. Seit Mitte Oktober führt Deutschland an allen Landgrenzen Kontrollen durch – ein Kraftakt, der die Beamten zunehmend an ihre Grenzen bringt. Laut einem internen Vermerk des Bundespolizeipräsidiums könnten die Kontrollen «personell nicht auf Dauer durchgehalten werden.»
Die Situation ist angespannt. Bereits jetzt fehlen der Bundespolizei laut Gewerkschaftsangaben rund 3.500 Beamte. Mit der neuen Grenzkontrollstrategie wurden weitere Kräfte aus anderen Bereichen abgezogen. «Wir schieben bundesweit einen Berg von etwa drei Millionen Überstunden vor uns her», erklärte Andreas Roßkopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei für die Bundespolizei, in einem Gespräch letzte Woche.
Gestern beobachtete ich an der bayerisch-österreichischen Grenze, wie Polizisten nach zwölfstündigen Schichten sichtlich erschöpft wirkten. Eine junge Beamtin erzählte mir von ausgefallenen Fortbildungen und verschobenen Urlaubstagen. Besonders alarmierend: Laut dem Vermerk mussten andere wichtige Aufgaben wie Fahndungen und die Sicherheit an Bahnhöfen bereits reduziert werden.
Die aktuelle Grenzkontrollstrategie steht auf wackeligen Beinen. Während die Politik von Erfolgen bei der Zurückweisung irregulärer Migranten spricht, ächzt der Polizeiapparat unter der Last. Die Frage, wie lange dieser Zustand noch tragbar ist, beschäftigt nicht nur die Beamten selbst, sondern sollte uns alle zum Nachdenken bringen – über Sicherheitsprioritäten und die Ressourcen, die wir bereit sind, dafür einzusetzen.