Es war ein ganz normaler Arbeitstag für die Kanalbauarbeiter in Hamburg-Wilhelmsburg, bis plötzlich etwas Ungewöhnliches zwischen Schutt und Rohren auftauchte. Eine Geierschildkröte, zwölf Kilogramm schwer und mit gefährlich scharfem Schnabel, hatte sich dort versteckt. Die Begegnung mit dem exotischen Reptil sorgte für Aufregung auf der Baustelle und warf Fragen auf.
«Diese Tiere können mit ihrem kräftigen Kiefer sogar Besenstiele durchbeißen», erklärte mir der Wildtierexperte vom Hamburger Tierschutzverein. Die Arbeiter hatten Glück, dass niemand verletzt wurde. Geierschildkröten stammen eigentlich aus Nordamerika und sind in deutschen Gewässern nicht heimisch. Wahrscheinlich wurde das Tier ausgesetzt, als es seinem Besitzer zu groß wurde.
Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit einer solchen Schildkröte im Zoo. Beeindruckend und furchteinflößend zugleich. Die in Hamburg gefundene Schildkröte kam ins Tierheim Süderstraße und erhielt den Namen «Kanalija». Sie wird nun artgerecht versorgt, fernab von Abwasserrohren und Baggern.
Die Geschichte zeigt ein wachsendes Problem: Immer mehr exotische Haustiere werden ausgesetzt. Experten schätzen, dass jährlich hunderte solcher Tiere in deutschen Städten freigelassen werden. In Zeiten des Klimawandels können manche sogar überleben. Ein Umdenken bei der Anschaffung exotischer Haustiere wäre wünschenswert – für Mensch und Tier.